Spätestens seit dem Starkbieranstich im Bräustüberl gilt Kreuth als die friedlichste Gemeinde im Tal. Auch bei der gestrigen Bürgerversammlung ging es harmonisch zu. Bürgermeister Josef Bierschneider kann mit diesem Ruf gut leben. Er verteilte viel Lob für die Feuerwehr und das touristische Engagement.
Einziger Wermutstropfen: Der Sparhaushalt 2014. Denn der macht so mancher Planung einen Strich durch die Rechnung.

Josef Bierschneider hob gestern bei der Bürgerversammlung vor allem das Engagement der Kreuther Feuerwehr hervor.
Den kleinen Seitenhieb von Fastenprediger Nico Schifferer beim Derblecken im Bräustüberl nahm Kreuths Bürgermeister Josef Bierschneider gelassen hin. Beim Starkbieranstich hatte Schifferer gesagt: „Wären alle so wie die Kreuther, dann bekäme das Tal den Friedensnobelpreis.“ Bierschneider lächelte: Man könne das auch als Kompliment verstehen.
Und so war auch die gestrige Bürgerversammlung in der Naturkäserei von einer harmonischen und optimistischen Grundstimmung geprägt. Es gab viel Lob und Dank für die Helden des Alltags – die Freiwillige Feuerwehr – und das Engagement für die tourismusfördernde Erhaltung der Region. Einzig und allein eines wollte nicht so gut schmecken: der Sparhaushalt 2014, der so manches verkehrspolitische Projekt unmöglich macht.
Die Feuerwehr leistet gute Arbeit
Bierschneider blickte in seinem Bericht auf ein erfolgreiches, aber auch turbulentes Jahr 2013 zurück. Von den schönen Dingen einmal abgesehen – zum Beispiel der angestiegenen Zahl der Trauungen – hatte vor allem die Feuerwehr viel zu tun. Die war wegen der starken Regenfälle Anfang Juni im Dauereinsatz: Vom Hochwasser betroffen waren einige Häuser in Seenähe sowie Gebäude, die aufgrund des angestiegenen Grundwassers Probleme hatten. Auch die Infrastruktur war durch überflutete Wege und Brücken geschädigt.
Dennoch betonte Bierschneider, „dass Kreuth Glück im Unglück und weit weniger unter der Ausnahmesituation zu leiden hatte als andere Gemeinden im Tal“. Viel Geld sei im letzten Jahr in den Hochwasserschutz geflossen, so Bierschneider: „Es wurde viel für die Sicherheit der Bürger getan.“ Zur Gewährleistung dieser Sicherheit trug die Feuerwehr immens bei, eine Tatsache, die der Rathauschef würdigte.
Die Feuerwehr hatte auch beim Großbrand im Januar dieses Jahres gute Arbeit geleistet. Drei Betriebe und ein Wohnhaus brannten hierbei ab. Um die Arbeit der Feuerwehr zu unterstützen, wurde 2013 ein neues Fahrzeug für den Zug Weissach gekauft. Kostenfaktor: rund 282.000 Euro, von denen der Freistaat etwa 58.000 Euro übernimmt. Bierschneiders aufrichtiger Dank war spürbar:
Danke an die Feuerwehrler, die ihr Leben für die Bürger riskieren. Wir sind stolz auf unsere Feuerwehr.
Stolz ist man auch auf die Heimat, deren Erhalt und touristische Erschließung für die Gemeinde Kreuth ein wichtiger Punkt im letzten Jahr war und weiterhin sein wird. Die Tourismusinfrastruktur wurde 2013 zum Beispiel durch den Abschluss der gelben Wanderwege-Beschilderung nach dem System des Deutschen Alpenvereins, dem Bau von Schaukelrastplätzen und dem Erlebnisweg an der Weissach verbessert.
Für dieses Jahr sind unter anderem ein Klangpavillon im Kurpark, durch den Gäste an das Thema Volksmusik herangeführt werden sollen, Hinweistafeln auf landschaftliche Besonderheiten sowie Stelen zur Geschichte von Wildbad Kreuth geplant. Bei diesen Maßnahmen immer im Blick: der Tourist. „Wir müssen immer an den Gast denken, der gut geleitet werden will“, sagte Bierschneider.
Konfliktpunkte Sparhaushalt und Verkehr
Der Bürgermeister verteidigte sodann auch die umstrittene Fusion von Tegernseer Tal Tourismus (TTT) und Alpenregion Tegernsee-Schliersee (ATS). Zwar sah auch er das damit einhergehende Konfliktpotential, doch müsse eine solche Marke „letztlich dem Gast schmecken“. Als solches – eine starke Marke, mit der sich die Region gut präsentieren und bewerben lasse – bringe die neue GmbH viel Gutes mit sich. Wie bei einem Gütesiegel könnten mit dem Logo auch regionale Produkte gekennzeichnet und vermarktet werden: Durch das Produkt soll auf die gesamte Region aufmerksam gemacht werden.
Einziger Wermutstropfen im sonst positiven Bericht ist der Sparhaushalt für dieses Jahr, der so manchen Traum der Verantwortlichen zunichte macht. Da die Gemeinde 2012 besonders hohe Gewerbesteuereinnahmen hatte, steigt heuer die Kreisumlage an den Landkreis, außerdem fehlen Zuschüsse des Freistaates, die sogenannten Schlüsselzuweisungen.
Wie Bierschneider erklärte, sind folglich in diesem Jahr „nur die notwendigsten Investitionen“ möglich. Gerade im Hinblick auf den Straßenverkehr gäbe es jedoch einiges zu verbessern: So müssen einige Gemeindestraßen saniert werden. Besonders dringlich erscheint jedoch die Änderung des Einfahrtbereichs zur Wallbergstraße. Dieser stellt einen Unfallschwerpunkt dar, wie Bierschneider sagt. Es fehle dort die Übersicht.
Genau diese Verkehrssituation bei der Einfahrt zur Naturkäserei und Wallbergstraße monierte auch der einzige Antragsteller an diesem Abend, Josef Kaiser jun: „Für Fußgänger und Radfahrer gestalte es sich sehr schwierig und gefährlich, die vielbefahrene Bundesstraße in dieser langgezogenen Kurve zu überqueren, wobei hier der Verkehr zudem aus drei Richtungen zusammenlaufe“, heißt es in seinem schriftlichen Antrag. Und auch bei der gestrigen Versammlung betont er nochmals: „Das ist wirklich ein Horror, wenn man mit drei Kindern über die Straße muss.“
Als Lösung unterbreitete er den Vorschlag, eine Fußgänger- und Radfahrerunterführung südlich der Einfahrt zur Wallbergstraße unter der Bundesstraße zu errichten. Die Kosten für eine solche Unterführung betrügen, je nach Ausführung, zwischen 250.000 und 400.000 Euro. Prinzipiell keine schlechte Idee, fand Bierschneider, der sich des Problems bewusst ist, jedoch betont, dass diese aufgrund des Sparhaushaltes dieses Jahr nicht realisiert werden kann. „Das Thema ist uns ein Anliegen“, sagte er allerdings. „Da müssen wir uns Gedanken machen.“