2010 hatte die Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee das Nutzungsrecht für den Psallierchor und zudem 11.600 Bücher für insgesamt über 1,75 Millionen Euro erstanden. Nun muss die Sparkasse zusehen, dass sie den Besitz möglichst ohne Verlust wieder veräußern kann.
Ex-Vorstand Georg Bromme ist nicht einverstanden und sieht das jetzige Vorgehen der Bank als „schändlichen Akt der Barbarei“.

Was wird aus dem Psallierchor und den 11.600 Büchern? Darüber ist ein Streit zwischen der Sparkasse und ihrem Ex-Vorstand Georg Bromme ausgebrochen.
Ursprünglich war der wertvolle Bücherschatz, den die Kreissparkasse 2010 von der herzoglichen Familie erwarb, für die Öffentlichkeit gedacht. Eingefädelt hatte den Kauf der damalige Sparkassenchef Georg Bromme. Ihm waren die Bücher 150.000 Euro wert. Dazu ließ Bromme satte 1,5 Millionen Euro für das Dauernutzungsrecht des Psallierchors springen.
Als dann das wahre Ausmaß der Sponsoring-Affäre der Kreissparkasse nach und nach ans Licht kam, wurden sämtliche Geldflüsse der Bank von der Regierung von Oberbayern untersucht. Diese entschied dann, dass auch die Bibliothek mit den 11.600 Bänden aus dem Psallierchor wieder versilbert werden müsse. Die Kreissparkasse übergab im Frühjahr die Bücher dem Berliner Auktionshaus Hauff& Auvermann zu Versteigerung.
„Schändlicher Akt der Barbarei“
Doch daran entzündet sich nun ein Streit zwischen Bromme und seiner einstigen Bank. Brommes Münchner Kanzlei „Gassner Rechtsanwälte“ erklärt nun in einer Mitteilung gegenüber der Tegernseer Stimme, es sei „ein schändlicher Akt der Barbarei“ und spricht von einer „Zerstörung des Schatzes“, da es sich um ein wertvolles kulturelles Gesamtkunstwerk handle.
Schließlich sei es das Bestreben Brommes gewesen, den Psallierchor aus dem Dornröschenschlaf zu erwecken und ihn wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Nach Sicht der Anwälte vereinigt der Chor „benediktinische Kultur und Wittelsbacher Kunstsinn“. Brommes Erwerb sei damit „im besten Sinne eine Unterstützung der Aufgabenerfüllung der Kommunen im kulturellen Bereich“, wie sie die Bayerische Sparkassenordnung vorschreibe, heißt es in der Stellungnahme der Kanzlei weiter.

Georg Bromme ist nach wie vor überzeugt, dass die Investition in den Psallierchor richtig war / Archivbild
Zudem merken die Anwälte an, dass das Geschäft mit der herzoglichen Familie formal korrekt durch Gesamtvorstand und Verwaltungsrat „gebilligt“ und bei den Prüfungen nicht beanstandet worden sei.
Der Raum sei ein „Geschenk“ der Kreissparkasse anlässlich ihres Geburtstags an die Bevölkerung gewesen. Das entspreche genau dem Gebot der Bayerischen Verfassung, „herabgewürdigte Denkmäler der Kunst und Geschichte möglichst ihrer früheren Bestimmung wieder zuzuführen“, lässt Bromme zu seiner Verteidigung durch die Anwaltskanzlei mitteilen.
Sparkasse gibt sich unbeeindruckt
„Es ist doch bekannt, dass Herr Bromme dieser Auffassung ist“, erwidert darauf Peter Friedrich Sieben als Sprecher der Kreissparkasse:
Die Regierung von Oberbayern als unsere Rechtsaufsicht sowie das Bayerische Innenministerium sind nach eingehender Prüfung aber zu einem anderen Ergebnis gekommen. Danach sollten sich alle Beteiligten richten.
Möglicherweise dürfte dieser Streit noch ein juristisches Nachspiel, denn Brommes Anwälte wollen wegen der „beachtlichen rechtlichen Relevanz des Geschehens“ die zuständigen Behörden informieren. Für die Bibliothek könnte es vielleicht schon zu spät sein, denn die Bücher sollen bereits durch das Auktionshaus angeboten werden.
Das Nutzungsrecht für den Psallierchor selbst ist noch zu haben. Dem Erzbischöflichen Ordinariat aber ist dieser Preis zu hoch. Gleichwohl habe man Interesse. Obwohl das „Unternehmen Psallierchor“ sich für die Kreissparkasse als ziemliches Verlustgeschäft darstellt, bleibt Georg Bromme nun dabei: „Mein Handeln ist deshalb Anlass für Lob, nicht für Tadel.“