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“Ich finde das Thema nur peinlich”

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Der Ansturm Auswärtiger auf die Tegernsee Waldfeste spaltet die Gemüter. Eine abgesagte Demo und viele Diskussionen auf der einen Seite. Vereine, die die Einnahmen durchaus brauchen können, auf der anderen.

Mittendrin steht Georg Reisberger, Vorstand des SC Ostin und damit auch Chef des Ostiner Waldfestes. Im Gespräch erklärt der Gmunder was er von der immer wieder aufkeimende Diskussion rund um “die Münchner” hält und ob Reservierungen für sein Waldfest eine Option sind.

Georg Reisberger kann die Aufregung rund um das Thema Münchner auf den Waldfesten nicht verstehen

Georg Reisberger kann die Aufregung rund um das Thema Münchner auf den Waldfesten nicht verstehen.

Tegernseer Stimme: Herr Reisberger, Sie sind für Münchner auf den Waldfesten. Warum?

Georg Reisberger: Ich finde das ganze Thema ehrlich gesagt peinlich. Man hat nie geschaut, warum es die Waldfeste eigentlich gibt. Vor über 100 Jahren haben die Hirschbergler ihr erstes Waldfest gefeiert. Damit wurde eine Ausgangsposition geschaffen, indem man beispielsweise in ein Vereinsheim investiert hat. Der SC Ostin ist noch ein recht junger Verein, der durch die Waldfeste Einnahmen generiert, die einfach gebraucht werden. Alle die mitwirken, machen das ehrenamtlich. Man stellt etwas auf die Beine, das nur in der Gemeinschaft möglich ist. Das ist die Ausgangsposition aus Veranstaltersicht.

Tegernseer Stimme: Hat sich durch den Andrang aus München etwas an dieser Ausgangslage geändert?

Georg Reisberger: Im Moment gibt es einfach einen riesen Hype rund um die Waldfeste. Vor 30 Jahren hat die Besucherzahl aus München sicherlich noch eine untergeordnetere Rolle gespielt. Mittlerweile ist das natürlich sehr zeitgeistig. Trotzdem ist es nicht der richtige Ansatz sich darüber aufzuregen, dass es zu viele werden. Wir machen diese Waldfeste damit möglichst viele Besucher kommen und alle Leute zufrieden sind. Gerade sind wir aber auf dem besten Weg, hier Dinge in Frage zu stellen oder vielleicht sogar kaputt zu machen. Wir freuen uns über jeden der kommt. Ich finde diese Diskussion mehr als überflüssig.

Tegernseer Stimme: Der Miesbacher Satiriker Maurice Iarusso wollte eine Demonstration auf ihrem Waldfest organisieren – gegen die Münchner. Was halten Sie von solchen Aktionen?

Georg Reisberger: Ich kann nicht verstehen, dass Menschen für so etwas Energie aufwenden. Wir beschäftigen uns mit ganz anderen Themen. Den Herrn habe ich bisher weder gesehen noch gesprochen, ich weiß gar nicht wer das ist. Der hat es geschafft, sich mit so etwas ins Rampenlicht zu stellen. Die Demonstration ist abgesagt worden und war sowieso völlig übertrieben.

Keine Reservierungen in Ostin

Tegernseer Stimme: Sie können die Aufregung einiger Einheimischer also nicht so ganz nachvollziehen?

Georg Reisberger: Viele Einheimische gehen auch gerade deswegen gerne aufs Waldfest, weil es was Besonderes ist, auch mal andere Leute zu treffen. Auch wenn die Münchner vielleicht ein bisschen anders gekleidet sind, ist es nicht so, als ob das alles negativ wäre. Ich glaube, dass auch gerade aus dem Grund viele Einheimische da sind, weil sie sagen, dass ist jetzt mal was ganz anderes.

Tegernseer Stimme: Der TSV Bad Wiessee hat in diesem Jahr erstmals die Möglichkeit angeboten, Tische auf dem Waldfest zu reservieren. Was halten Sie davon und wäre das auch eine Option für Ostin?

Georg Reisberger: Auf kleineren Waldfesten mag das machbar sein, größere können das glaube ich gar nicht durchführen. Wir machen keine Reservierungen, das ist nicht möglich, vor allem auch nicht zeitlich. In Bad Wiessee war wohl auch eher das Hauptziel, Leute für das Fest zu begeistern, das ist ein ganz anderes Problem. Aber was gar nicht geht, ist ein volles Fest und leere Plätze, die reserviert sind.

Tegernseer Stimme: Was halten Sie von Partybussen, die die Besucher mittlerweile von München herfahren?

Georg Reisberger: Auch das finde ich unnötig. Dass es welche gibt, liegt aber nicht an den Waldfestveranstaltern. Das lässt sich nicht beeinflussen und ist einfach so. Wir haben hier in Ostin die Zufahrten für Busse auf das Gelände in diesem Jahr gesperrt, weil es während dem Waldfestes keine Möglichkeit gibt dort zu wenden. Sie müssen also an der Straße vorne halten und die Leute müssen nach hinten laufen.

Viel los auf dem Ostiner Waldfest - auch heuer werden wieder viele Besucher erwartet.

Viel los auf dem Ostiner Waldfest – auch heuer werden wieder viele Besucher erwartet.

Tegernseer Stimme: Im vergangenen Jahr stürmten am Samstag rund 10.000 Besucher auf das Ostiner Waldfest. Wie wollen Sie einen ähnlich großen Ansturm in diesem Jahr bewältigen, sollte das Wetter halten?

Georg Reisberger: Der Ansturm im letzten Jahr war auf den Ausfall am Freitag zurück zuführen. Das ist nicht der Normalzustand. Wir haben die Fläche in diesem Jahr erweitert und so mehr Raum zwischen den Tischen geschaffen. Auch im Hintergrund haben wir unsere Kapazitäten verbessert. Logistisch und Organisatorisch sind wir auf mehr Leute vorbereitet.

Tegernseer Stimme: Warum haben Sie sich dazu entschieden in diesem Jahr nur an drei Tagen zu feiern?

Georg Reisberger: Wir arbeiten alle ehrenamtlich. Und wegen der internen Arbeitsorganisation ist es für uns so besser. Am Sonntag wollen wir dann alles abbauen. Außerdem haben am Sonntag die Wallbergler ihr Waldfest. Das war auch schon immer ein Thema und wir wollen uns einfach nicht untereinander die Gäste abspenstig machen. Abgesehen ist davon ist auch irgendwann unsere Belastungsgrenze erreicht.

Tegernseer Stimme: Wird es in diesem Jahr eine Sperrstunde geben?

Georg Reisberger:Heuer werden wir Donnerstag bis 2 Uhr, Freitag bis 3 Uhr und Samstag bis 4 Uhr Barbetrieb haben. Am besten ist es aber immer das ganze langsam ausklingen zu lassen. In voller Feierlaune einfach zuzumachen ist nicht optimal.

Tegernseer Stimme: Wie gehen Sie mit den Sicherheitsmaßnahmen nach dem Fest um? Wen sehen Sie da in der Verantwortung?

Georg Reisberger: Wir haben den Parkplatz beleuchtet. Auch die Security wird den ganzen Abend da sein. Schon am Eingang wird kontrolliert und später für Sicherheit und Ordnung gesorgt. Auch wenn die Leute sich auf den Nachhauseweg machen, wird die Security vor Ort sein und alles überwachen. Aber wo viele Leute sind, ist es immer schwierig.

Tegernseer Stimme: Wie kann in den kommenden Jahren der Spagat zwischen Massenevent und Tradition geschafft werden?

Georg Reisberger: Ich glaube nicht, dass der Ansturm in den nächsten Jahren noch weiter zunimmt. Falls doch muss man sich was überlegen, weil das wäre dann logistisch einfach nicht machbar. Und auf unser Waldfest kommen viele, weil hier ganz bewusst an der Tradition festgehalten wird. Anfragen für Alkoholtest oder Luftballons lehne ich immer ab. Wir machen nichts anderes als vor 30 Jahren.


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