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Die Rückkehr der Kuh

Der Trachtenladen „Drive-In“ sorgte bereits in der Vergangenheit für Schlagzeilen. Denn mit der auffälligen Werbung erregte Inhaber Walter Lechner die Gemüter in der Gemeinde. Erst gab er dem Druck nach, doch nun öffnet der Laden wieder seine Türen. Und auch die bekannte Kuh hat ihren Platz auf dem Podest eingenommen.

Eigentlich sollte auf dem Grundstück Hirschbergstraße 4 in Bad Wiessee ein Blockheizkraftwerk entstehen. Inhaber Walter Lechner hat sich dann aber doch kurzerhand umentschieden und einen Trachtenladen eröffnet. Der Streit mit der Gemeinde war vorprogrammiert. Der Bau war nicht genehmigt. Noch während er auf die Genehmigung für bauliche Veränderungen wartete, begannen die ersten Umbaumaßnahmen. Und auch nachdem die Genehmigungen für das Unterfangen endlich vom Tisch waren, wurde es nicht still.

Lechner dekorierte sein Geschäft mit auffälligen Figuren: eine lebensgroße Holzkuh, mehrere Puppen und sonstiger Schnick-Schnack zierten seinen Hof und den angrenzenden Gehweg.

Neue Werbesatzung für Bad Wiessee

Die Gemeinde entschied sich damals, eine Unterlassungsanordnung gegen Lechner zu veranlassen. Tenor: Eine solche auffällige Werbung passe nicht ins Ortsbild. Im April dieses Jahres wurde eine neue Werbesatzung verabschiedet. „Hier ist unsere Satzung nicht mehr zeitgemäß. Wir wollen den Gewerbetreibenden mehr Freiheiten geben“, erklärt Helmut Köckeis, Leiter der Bauverwaltung in der Gemeinde Bad Wiessee.

„Jetzt sind Werbeanlagen bis zur Ansichtsfläche von einem Quadratmeter grundsätzlich von der Genehmigung freigestellt. Dennoch aber müssen die Gestaltungsanforderungen erfüllt sein“, erklärt Köckeis.

Allerdings hat sich eine Werbung in Größe, Farbe, Form, Werkstoff und Anbringungsart dem Bauwerk sowie dem Landschafts-, Orts-, und Straßenbild anzupassen. Für Lechners großflächige und auffällige Werbung an der Hauptstraße waren diese kleinen Änderungen somit nicht von Belang.

Die Kuh ist zurück

Lechner widerstand lange der Gemeinde, knickte letztendlich ein und griff zu einem drastischen Schritt. “Ich habe keine Lust mehr. Offenbar stehen die Verantwortlichen der Gemeinde Bad Wiessee über allem”, so der Geschäftsmann und entschied sich, seinen Laden zu schließen

Jetzt, ein dreiviertel Jahr später, eröffnet Lechner seinen „Drive-in“ wieder. Bei der Eröffnung fuhr Lechner mit seiner Holzkuh auf einem Podest auf seinen Parkplatz. Er selbst sieht das nicht als Werbung:

Wir dekorieren unseren Laden doch nur schön.

Lechner erklärt, dass der Laden nur für einen Ausverkauf geöffnet sei. Ist alles weg, will er endgültig schließen. Zusätzlich dazu verkauft er diesmal noch handgeschnitzte Holzfiguren. Auf Nachfrage, warum er denn wieder mit gleicher Werbung eröffne, meint er: „Wir wollen auf Gleichberechtigung im Ort plädieren. Es kann nicht sein, dass manche alles genehmigt bekommen und andere wiederum nichts.“

Lechner glaubt nicht, dass es nochmal zu Problemen mit der Gemeinde kommen wird. Zu drastischeren Maßnahmen würde er greifen, wenn jemand Probleme mit seinen Holzschnitzkünsten habe. „Dann fühle ich mich in meiner Persönlichkeit eingeengt und werde an höhere Stellen treten.“


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