Schon immer haben die einheimischen Familien die Geschicke der Menschen im Tegernseer Tal bestimmt. Sie haben sich eingemischt in Politik und Wirtschaft und sich um andere Menschen gekümmert.
Für die Familie Reiffenstuel-Kaiser waren es einerseits das Holz, das ihnen eine Basis im Leben gab, andererseits versorgten sie die Menschen mit Lebensmitteln. Früher gab es mehrere Kramerladl in der Rottacher Seestraße. Überlebt hat nur einer: das Lad’l von Margret Mannhardts Lad’l.
Sie waren Bootsbauer, Schwimmbadbesitzer, Zimmerer, Vermieter und Kolonialwarenhändler – die Reiffenstuel-Kaisers aus Egern. Und das über Generationen hinweg. Margret Mannhardt hat es geschafft, ihren Kramerladen – trotz heftiger Konkurrenz durch Discounter und andere Anbieter – über Jahre hinweg erfolgreich zu führen.
Der Beginn …
Angefangen hatte alles mit dem sogenannten „Verursacherehepaar“: Rosa Reiffenstuel, die Tochter des Hauses Ritzl war es schon gewohnt, sogenannte Kolonialwaren – Lebensmittel aus Übersee, insbesondere Zucker, Kaffee, Tabak, Reis und Kakao – zu verkaufen. Geboren im Jahr 1895 machte sie zwei Weltkriege mit und wusste, wie man spart und damit die Familie durchbringt.
Oft wurden Reste aus dem Laden für’s Mittagessen der Familie verwendet. So waren immer ein paar Wurzzipfel oder Käseanschnitte aus dem Laden in der Küchenschublade, weiß Margret Mannhardt. Franz Reiffenstuel, der vom nahen Mahlerhof in der Seestraße stammte, war Rosas Ehemann geworden und er heiratete in dem stattlichen „Sacherl“ – wo es anfangs noch ein paar Kleintiere zur Eigenversorgung gab – am Egerner Malerwinkel ein.
Inzwischen ist ein großer Familienclan enstanden. Die Familie Reiffenstuel gehört dazu, die Familie Mannhardt, die Familie Kaiser, die Familie Gundisch sowie die Familie Sollacher. Alle sind verwandtschaftlich miteinander verbandelt und bilden einen großen Familien-Clan. Eine aus dem Clan kennt dabei fast jeder im Tegernseer Tal: Margret Mannhardt.
„Vom Kaviar bis zum Schuahbandl gibt’s bei uns ois“, sagt sie. Der kleine Laden grenzt direkt ans Wohnhaus im Egerner Malerwinkel, Hier bietet sie alles an, was einen Tante-Emma-Laden auszeichnet: Von Dingen des täglichen Bedarfs wie Brot-, Fleisch- und Wurstwaren, Obst und Gemüse, Milchprodukten oder Getränken bis hin zu Zeitschriften, Postkarten, Souveniers und Drogeriewaren.
“Die Lage zählt”
Auch Lagerware wie Reis, Zucker, Mehl und ähnliches findet man in den vollen Regalen, die sich in dem kleinen Laden aufreihen. „Was mir ned hab’n, des brauch’ns ned“, lautet die Devise der über 70-Jährigen Ladeninhaberin. Sie betreibt den Laden in dritter Generation. Gegründet wurde er im Jahre 1896 von ihrer Großmutter. Margret kann von ihrem Geschäft laut eigenen Aussagen gut leben – und mit ihr die drei Teilzeitangestellten, die seit Jahren für sie tätig sind.
Der Standort ist das wichtigste Kriterium, nach der Kunden ihren Versorger auswählen, meint Margret zum Erfolg ihres Ladens. Was zählt, ist Nähe. Außerdem schätzen die meisten Kunden die persönliche Atmosphäre, die geklärte Herkunft der Produkte sowie die Übersicht in dem überschaubaren Laden. Klein und fein. Das trifft es auf den Punkt, was Käufer an einem Tante-Emma-Laden schätzen. Das scheint schon immer so gewesen zu sein.
Margrets Laden in der Seestraße ist für Einheimische und Touristen bequem zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar. Aber das ist es nicht allein: sie bringt viel Eigenleistung mit ein. Zusammen mit ihren „drei Damen“, die sich durch die jahrelange Tätigkeit mit dem Unternehmen identifizieren, steht sie fast täglich im Geschäft.
“Schwimmen hält fit”
Bevor sie sich hinter die Ladentheke bewegt, geht sie regelmäßig schwimmen. Von etwa Mai bis September gehört die 70-jährige zu den Frühschwimmern. Bereits morgens um sechs Uhr geht es in den Tegernsee. Das hält fit und bringt einen Ausgleich zum Arbeitsalltag.
Die Männer – Großvater, Vater, Ehemann sowie Bruder waren entweder Bootsbauer beziehungsweise – verleiher oder auch Zimmerermeister oder Waldbauern, die Frauen widmeten sich der Vermietung von Gästezimmern und dem Kolonialwarenhandel.
Insgesamt scheint der Reiffenstuel-Kaiser Clan eine eingeschworene Gemeinschaft zu sein. Einer, der trotz des guten Geschäfts bodenständig geblieben ist. Einer, der regelmäßig zusammenkommt zu Familientreffen – nicht nur zu Weihnachten.
Und das ist sie, die alte Familie:

Das “Verursacherehepaar” Rosa Reiffenstuel (Urgroßmutter) und Franz Reiffenstuel (in der 3. Reihe v.hi. Mi.) mit folgenden Nachfahren (1. Reihe hi.v.li.): Sepp Mannhardt, verheiratet mit Margret Kaiser (3. Reihe v.hi. 2. v. re., mit Baby Florian), Sepp Kaiser, Quirin Schwarzenböck, Rosmarie Sollacher, Sepp Kaiser sen., Anna Oettl, Franz Sollacher. 2. Reihe v.li.: Monika Schwarzenböck, Quirin Schwarzenböck jun., Rosa Schwarzenböck, Franz Reiffenstuel, Maria Kaiser, Hilde Reiffenstuel, Christel Reiffenstuel, Franz Reiffenstuel jun., 3. Reihe v.li.: Seppi Kaiser, Hansi Mannhardt, ganz rechts: Franz Sollacher jun.