Dass die SGT mit vielen Bauprojekten am Tegernsee nicht einverstanden ist, ist hinlänglich bekannt. Das geplante Volkshotel in Tegernsee-Süd ist der Vorsitzenden Angela Brogsitter jedoch ein besonderes Anliegen.
In einem offenen Brief kritisiert sie die Pläne des Stadtrates als „Autobahn-Hotel“ und ruft zu einem Umdenken auf.
Das Volkshotel in der Perronstraße in Tegernsee-Süd hatte der Stadtrat im März abgesegnet. Damals war es mit 135 Zimmern und 40 Suiten geplant. Der Bauherr: Aida-Gründer Horst Rahe. Der Zimmerpreis: durchschnittlich 39 Euro.
Eigentlich ein vernünftiges Konzept ‒ findet auch Angela Brogsitter-Finck von der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal. Doch die Dimensionen des Hotels haben sich mittlerweile vervielfacht. Dass die Baumasse nun doppelt so groß daherkommt, dreimal so viel Nebenfläche versiegelt wird und fünf Geschosse entstehen sollen, das können die Landschaftsschützer nicht akzeptieren. Daher schrieb die Vorsitzende einen Brief, in dem sie die Planung öffentlich anprangert.
“Grün ist wichtig”
Die meisten Gebäude im Tal seien oberirdisch zwei- oder dreigeschossig gebaut, kann man in der Stellungnahme der SGT lesen. Das Hotel würde nicht zum Ort passen und sei mit seinen fünf Geschossen viel zu überdimensioniert.
Allein die Zahl der Nebenflächen für oberirdische Parkplätze erhöht sich von 1.570 auf 4.950 qm. Die gegenwärtigen Grünflächen werden somit praktisch zur Gänze vernichtet!
Das Grün sei wichtig ‒ angesichts der unmittelbaren Nähe des Hotels zum Lidl-Supermarkt. Brogsitter findet, auch Hotelgäste hätten ein Recht auf ein ansprechendes Hotel. Klein und fein und grün – so könnte man ihre Idealvorstellung von einer Urlaubsreise wohl auf den Punkt bringen. Diese Idealvorstellung teilen jedoch nicht alle.
Neue Zielgruppe
Bereits in der entscheidenden Stadtratssitzung hatten die Verantwortlichen in Tegernsee und bei der TTT ihre Zustimmung zu den Hotelplänen gegeben. Auf unsere telefonische Nachfrage bestätigt Bürgermeister Peter Janssen nochmals, dass er der Meinung sei, dass das Hotel so in der Form und auch an der Stelle richtig positioniert sei.
Der Stadtrat habe das Projekt abgenommen – in der veränderten Form. Grund sei auch die Ausrichtung als Familienhotel, das in Tegernsee so bisher nicht vorhanden ist. „Das Hotel deckt ein Segment ab, das bisher noch nicht da war“, so der Bürgermeister.
Brogsitter will dieses Argument indes nicht gelten lassen. Hinter dem „zusammengestückelt wirkenden Baukörper“ gehe die sozial angelegte Intention eines Familienhotels geradezu unter. Zudem glaubt sie nicht, dass genügend Nachfrage besteht, die 300 Betten stets zu füllen. Der Investor wandert ab, und das Tal steht mit dem übrigen Gebäude da, befürchtet die Vorsitzende der SGT.
Daher fordert Brogsitter auf, sensibler mit Grund und Boden im Tal umzugehen.
Das ist nicht mehr als eine seelenlose Bettenburg. Eine Premiumregion sollte aber den Anspruch haben, kein „Autobahnhotel“ zu befürworten, das kasernenartig und monolithisch erscheint.
Um ihren Unmut über dieses und ähnliche Projekte kundzutun, fordert die Schutzgemeinschaft morgen zu einem Protestmarsch auf. Ob und wie die Verantwortlichen auf diese Kritik dann reagieren, wird sich erst im neuen Jahr zeigen, wenn der Stadtrat erneut über das Hotelprojekt berät.