Was vor mehr als einem Jahr mit einer Testphase in ausgewählten Straßen Wiessees begann, wird nun Gewissheit für weite Teile des nördlichen Gemeindebereichs. In wenigen Tagen sollen bestimmte Nebenstraßen zu Tempo-30-Zonen „umgerüstet“ werden.
Gestern hat die Gemeinde angefangen, die Schilder aufzustellen. Ab spätestens Ende kommender Woche tritt die Regelung dann in Kraft. Und weitere Bereiche in Bad Wiessee sollen folgen.
Eine Unterschriftenaktion von Anwohnern in der Auer Straße hatte den Stein im November 2012 ins Rollen gebracht. Die Aktion richtete sich gegen die Autofahrer, die sich nicht an das dortige Tempolimit von 40 km/h halten. Und Wiessees Geschäftsleiter Michael Herrmann, selbst Anwohner der Auer Straße, erklärte im Gemeinderat:
Die Autofahrer kommen vom Freihaus runter, überqueren die Kreuzung an der Wohnanlage Semmelberg, und ab da geben sie dann Gas.
Er selbst habe schon einige Situationen erlebt, wo er auf die Seite springen musste, um einem Fahrzeug auszuweichen. Deswegen sei er jetzt froh, dass das mal zur Sprache kommt. „Das ist nämlich wirklich ein Problem.“
Einjährige Testphase
Dass Bürgermeister Peter Höß daraufhin sogar die Einführung einer kompletten Tempo-30-Zone für alle Nebenstraßen Wiessees ins Spiel brachte, gefiel dabei nicht allen Gemeinderäten. So einigte man sich auf eine Testphase, die im ersten Schritt nur für ausgewählte Straßen ein Tempolimit von 30 km/h vorschreiben sollte. Konkret, so erklärte es der Wiesseer Verkehrsexperte Klaus Schuschke vor mehr als einem Jahr, gehe es dabei nur um drei Straßen. Doch bereits da war laut Schuschke klar:
Im Prinzip soll, wenn die Bürger das wollen, das komplette nordwestlich gelegene Viertel beruhigt werden.
Dieser Ankündigung will die Gemeinde nun Taten folgen lassen und hat angefangen, die Tempo-30-Schilder im gesamten nordwestlichen Gemeindebereich vom Beginn der Auer Straße (Gärtnerei Gaugenrieder) bis zum Ende der Freihausstraße (Bäckerei Hauser) aufzustellen. Den betreffenden Bereich erkennt man gut in der Karte der Gemeinde.
Aktuell, so Geschäftsleiter Herrmann in einer Pressemitteilung, würden die „30“-Schilder montiert und vorerst zugehängt. Im nächsten Schritt sollen dann die Vorfahrtsschilder entsprechend abmontiert und abschließend die neuen Schilder freigegeben werden.
Durch die Einführung einer Zone 30 ändert sich in diesem Bereich auch die gesamte Vorfahrtsregelung. So gilt in einer Zone generell „rechts vor links“ – eine Regelung, die laut Herrmann „sicherlich erst eine Umgewöhnung der Verkehrsteilnehmer erfordern wird“.
Zudem ist innerhalb der Zone 30 das Parken grundsätzlich verboten. Im Frühjahr sollen daher entsprechende Parkbereiche ausgewiesen und gekennzeichnet werden. Das Parken wird dann nur noch in diesen Sektoren erlaubt sein. Zudem werden an den Ein- und Ausfahrten bauliche Veränderungen vorgenommen, um den Verkehr von Anfang an zu verlangsamen.
Mehr Kontrollen
Mit Start der neuen Regelung sollen in diesen Bereichen auch zusätzliche Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt werden, um so das Bewusstsein bei den Autofahrern zu schärfen. Doch Herrmann betont:
Wir sind uns sicher, mit dieser Regelung in diesem großen Bereich die Sicherheit der Anwohner, Kinder und nicht zuletzt der Gäste erheblich zu verbessern. Der vorgenannte Bereich ist relativ stark besiedelt und weist eine Vielzahl an Beherbergungsbetrieben, Wohnnutzung und auch eine Klinik auf.
Die Gemeinde erhofft sich durch die Aktion eine Steigerung der Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer. Zudem würden, so die Hoffnung im Rathaus, die Immissionen durch den Fahrzeuglärm deutlich verringert.
Verkehrsader bleibt unangetastet
Dabei soll es am Ende nicht bei dem derzeitigen Gebiet als Zone 30 bleiben. Man wolle, so Bürgermeister Peter Höß, in Zukunft weitere Gemeindebereiche mit einbeziehen. Als großes Ziel hat Höß sich auf die Fahne geschrieben, ganz Bad Wiessee zu entschleunigen.
Dabei dürfte ganz Bad Wiessee schwierig werden. Denn unter anderem die Bundesstraße durch den Ort bleibt von der neuen Regelung unangetastet. Auf der bekanntermaßen wichtigen Verkehrsader soll auch weiterhin ein Tempolimit von 50 km/h gelten. Und auch die Straßen, in denen Busse fahren, sollen, so Höß, erst mal keine Tempo-30-Zonen werden.