Quantcast
Channel: Tegernseerstimme
Viewing all articles
Browse latest Browse all 18751

Kreidl-Feier: Waren die Kosten deutlich höher?

$
0
0

Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung ging Landrat Jakob Kreidl am gestrigen Donnerstag an die Öffentlichkeit. Zum ersten Mal präsentierte er dabei die Kosten seiner Geburtstagsfeier. 68.600 Euro, so der CSU-Politiker, habe die Feier zu seinem 60. Geburtstag im August 2012 gekostet.

Doch nur einen Tag später kommen neue Informationen ans Tageslicht. Kreidl hat bei seiner gestrigen Kommunikationsoffensive scheinbar nur die Netto-Beträge genannt. Die echten Kosten sind deutlich höher.

Jakob Kreidl - hier gestern Nachmittag bei einer Wahlkampfveranstaltung in Schliersee - steht weiter unter Druck / Quelle: Rolf Heinz Seyboldt

Jakob Kreidl – gestern bei einer Wahlkampfveranstaltung in Schliersee – steht weiter unter Druck / Quelle: Rolf Heinz Seyboldt

Über eineinhalb Jahre bewahrte Jakob Kreidl Stillschweigen über die Kosten seines 60. Geburtstags, den am 16. August 2012 private Gäste, politische Weggefährten und Kunden der Sparkasse feierten. Bis zum gestrigen Tag waren weder Kreidl, noch der Kreissparkasse oder dem Landratsamt konkrete Zahlen zu den Gesamtkosten der Feier mit etwa 350 Gästen zu entlocken.

Gestern Nachmittag ging der durch diverse Medienberichte angeschlagene Landrat dann in die Offensive. In einer Pressemitteilung nahm Jakob Kreidl Stellung zu den wahren Kosten seines Geburtstags und die Hintergründe der Kostenteilung: Die Gesamtsumme habe 68.600 Euro betragen. 40.000 Euro davon wurden von der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee übernommen. Weitere 21.000 Euro seien von seiner eigenen Behörde, dem Landratsamt, gekommen. Er selbst habe für seine Familie, seine persönlichen Freunde und Bekannten 7.600 Euro beigesteuert.

Wie hoch ist der geldwerte Vorteil?

Doch nur einen Tag später wird klar, dass die knapp 70.000 Euro deutlich zu niedrig angesetzt sind. Offenbar hat der Landrat, unter anderem gegenüber dem Bayerischen Fernsehen, nur die Netto-Kosten angegeben. Wie die Sparkasse auf eine Presseanfrage in Absprache mit dem Landratsamt heute klarstellte, handele es sich bei den von Kreidl kommunizierten Kosten um Nettobeträge. Somit müssen die Bank und das Landratsamt den geldwerten Vorteil ihrer Teilsumme in Höhe von 40.000 beziehungsweise 21.000 Euro selbst versteuern.

Damit dürften im Fall des Landratsamtes nochmal knapp 60 Prozent auf die Summe draufgeschlagen werden. Der Steuersatz der Kreissparkasse soll sich nach TS-Recherchen auf rund 50 Prozent belaufen. Insgesamt würde das die Kosten der umstrittenen Geburtstagsfeier auf gut 100.000 Euro ansteigen lassen.

Der geldwerte Vorteil muss im Fall einer solchen Feier eigentlich von den Gästen abgeführt werden. Doch da kein Veranstalter seinen Gästen die Abrechnung im Rahmen der eigenen Steuererklärung zumuten möchte, wird der durch die Feier erlangte Vorteil normalerweise komplett übernommen. Dies bedeutet, dass die abzuführende Steuer vom Gastgeber abgerechnet werden muss. Der Steuersatz ist dabei individuell. Das Ganze muss auch von Institutionen wie einer Sparkasse oder einer Behörde getragen werden.

Kunden der Kreissparkasse erschüttert

Unabhängig von der weiteren Kostensteigerung sind die rund 400 Sparkassen-Mitarbeiter bereits jetzt in heller Aufregung. Kunden beschwerten sich vermehrt über die Sponsoring-Praxis der Kreissparkasse und wiesen gleichzeitig auf die niedrigen Zinsen hin, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Einige Bankkunden hätten mit der Kündigung ihres Kontos gedroht. Von einer Kündigungswelle aufgrund der Medienberichte gehen die Verantwortlichen allerdings nicht aus.

Martin Mihalovits muss in seinem Haus die Wogen glätten.

Trotzdem sah sich der Vorsitzende der Sparkasse, Dr. Martin Mihalovits, heute dazu gezwungen, in einer persönlichen E-Mail an die Mitarbeiter die aktuelle Situation rund um den eigenen Verwaltungsratsvorsitzenden klarzustellen. Mihalovits erklärte, er habe für die Verärgerung der Kunden volles Verständnis. Dabei wies er daraufhin, dass die Grundstrukturen des Ablaufs der Feier bereits im Jahr 2011 gelegt worden seien.

Die Planungen zu dieser Veranstaltung waren beim Amtsantritt des neuen Vorstands bereits so weit fortgeschritten, dass es nicht mehr möglich war, eine wesentliche Änderung herbeizuführen.

Dabei betonen Eingeweihte, dass bei dem 60. Geburtstag des Landrats keine Gelder abgezweigt wurden, die eigentlich für Endkundenzwecke vorgesehen waren. Es handele sich hierbei um den jährlich budgetierten Veranstaltungsetat, der vor allem unter Mihalovits’ Vorgänger Georg Bromme mehr als üppig gewesen sei.

Eine Praxis, die viele immer noch bedauern und ein Umstand, der den Sparkassen-Chef auch nach fast zwei Jahren aktuell erneut einholt. In seiner Nachricht an die Mitarbeiter erklärt Mihalovits aus diesem Grund auch: “Inzwischen würden aufgrund der Neuausrichtung unseres Hauses der Vorstand und der Verwaltungsrat eine Kostenbeteiligung in diesem Ausmaß nicht mehr zulassen.”


Viewing all articles
Browse latest Browse all 18751


<script src="https://jsc.adskeeper.com/r/s/rssing.com.1596347.js" async> </script>