Quantcast
Viewing all articles
Browse latest Browse all 18733

BOB-Chef gelobt Besserung

Nach einer Reihe von Negativschlagzeilen wollen die Betreiber der Bayerischen Oberlandbahn (BOB) jetzt eine Qualitätsoffensive starten.

Neben neuen, zuverlässigeren Zügen, sollen vor allem aufgefrischte Ticket-Automaten sowie ein Online-Buchungs-System für Verbesserungen sorgen. Doch es zeigt sich: aller Anfang ist schwer.

Image may be NSFW.
Clik here to view.
Die Kupplung des Talent-Zugs sorgt immer wieder für Probleme, wie Technikleiter Armin Nachtschatt zeigt.

Die Kupplung des Talent-Zugs sorgt immer wieder für Probleme, wie Technikleiter Armin Nachtschatt zeigt.

Nach einer Serie von Pleiten, Pech und Pannen soll nun vieles besser werden. Zuletzt hagelte es deutliche Kritik bei Pünktlichkeit und Service. Auch im Qualitätsranking der Bayerischen Eisenbahngesellschaft landete die BOB auf einem der hinteren Plätze. Das Unternehmen kam im vergangenen Jahr nur auf Rang 13 von 15. „Versifft und stickig“ titelte die Süddeutsche Zeitung im August 2013.

Heute nun lud die Geschäftsführung zu einer Pressekonferenz an den Stützpunkt in Lenggries. Doch auch dorthin kam der Zug aus München mit 15 Minuten Verspätung. Durchsagen im Zug hätte es keine gegeben, erzählen Reisende. Schlimmer erwischte es Zuggäste im Februar Richtung Kufstein. Sie wurden vom Lokführer gebeten, den Zug gut einen Meter zu schieben, da er genau da stehenblieb, wo die Fahrleitung kurz stromlos war. Das Experiment gelang, doch der Lokführer ist seinen Job los. Und erst Anfang Juni war die BOB auf der Strecke nach Hausham wieder stehen geblieben – in diesem Fall mussten die Fahrgäste zu Fuß nach Hause gehen.

Kupplung ist die Achillesferse

„Extrem störanfällig sind die komplexen Kupplungen der Talentzüge, hier kommt es immer wieder zu Verzögerungen“, erläutert Technik-Chef Armin Nachtschatt in der Werkstatthalle, „zudem sind die Kupplungen nicht kompatibel, nicht einmal beim gleich Typ“. Von Baulos zu Baulos gebe es immer wieder Verbesserungen, eine Änderung sei da auch nicht in Sicht. „Seitdem wir aber viel nachgebessert und investiert haben, klappt das Koppeln der Zugteile wieder besser“, so Nachtschatt, „im Dezember hatten wir noch große Probleme“.

In allen Fahrzeugen seien nun neue Kupplungen installiert. Nach sechs Jahren steht bei den Zügen der erste TÜV an, dann haben sie über zwei Millionen Kilometer zurückgelegt. Eine komplette Generalüberholung wird dann notwendig. Alle Fahrzeuge sollen aber bis zum Jahr 2016 komplett runderneuert sein.

„Auch durch den dichteren Fahrplan, die die BOB seit Ende letzten Jahres fährt“, räumt BOB-Geschäftsführer Kai Müller-Eberstein ein, „können sich Verspätungen auf eingleisigen Strecken übertragen und über Stunden fortsetzen“. Da aufgrund des neuen Fahrplans deutlich mehr Züge verkehren, sei die Infrastruktur südlich von Holzkirchen während der Hauptverkehrszeit ausgelastet bzw. auch überlastet.

Neue Züge bringen Besserung

Mit den neueingesetzten sieben Talent-Triebzügen seien schon erste Erfolge sichtbar. „Bereits im März und April konnte die BOB ihre Pünktlichkeit auf 92,3 bzw. 94 Prozent erhöhen“; beschwichtigt der BOB-Chef. Im gleichen Atemzug muss er aber einräumen, dass im Mai die Statistikkurve wieder abfiel.

Streckenstörungen seien die Ursachen gewesen, wie Notarzteinsätze (die Umschreibung für Suizide) und das Betreten von Gleiskörpern, das deutlich zunehme. Arno Beugel, zuständig für das Qualitätsmanagement, erklärt dies so: „Die Leute nehmen immer öfter statt der Unterführungen die Abkürzungen über die Schienen“. Um ein Haar wäre so vor kurzem ein 14-jähriges Mädchen in Holzkirchen von einem Zug erfasst worden.

Image may be NSFW.
Clik here to view.
Kai Müller-Eberstein, Geschäftsführer der Bayerischen, will in Zukunft vieles besser machen.

Kai Müller-Eberstein, Geschäftsführer der Bayerischen Oberlandbahn, will in Zukunft vieles besser machen.

Verbesserung werden auch für den Fahrkartenverkauf angekündigt: die Automaten sollen besser und einfacher werden. Dafür sei ein umfangreiches Softwareupdate aufgespielt und die Menüführung überarbeitet worden. So erhalten Kunden z.B. zusätzlich zum Normalpreis auch Vorschläge zu Sonderangeboten, wie beispielsweise Das Guten-Tag-Ticket oder das BOB-MVV-Ticket. Es werde immer der günstigste Tarif angezeigt. Monatskarten bekomme man nun persönlich oder übertragbar am Automaten.

Diese seien nun „selbstlernend“. Angezeigt würden die vier häufigsten Ziele. „Auch ein Verkauf der Tickets über den Web-Shop ist in Vorbereitung“, so Beugel. „Wir sind auf einem guten Weg“, prophezeit BOB-Geschäftsführer Müller-Eberstein. Und wenn es mal wieder nicht klappt, haben die BOB-Verantwortlichen einen Trost für die frustrieren Fahrgäste parat: „BOB-Verspätungen werden künftig auch im DB-Navigator sichtbar sein“.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 18733


<script src="https://jsc.adskeeper.com/r/s/rssing.com.1596347.js" async> </script>