Ende Mai ließ die Schörghuber-Gruppe auf einem Weg von Gut Kaltenbrunn zum Gmunder Strandbad Stauden und kleinere Bäume abholzen. Ein schützenswerter Hag sei der Motorsäge zum Opfer gefallen, so BN-Vize Werner Fees und erstattete Anzeige beim Landratsamt.
„Bei dem Gehölz handelt es sich nicht um einen Hag“, so lautete die Stellungnahme der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes aus der vergangenen Woche. Dass es den (Nicht-)Hag nicht mehr gibt, stimmt manche traurig. Erheiternd ist dagegen, wie die Bürger von offizieller Seite aufgeklärt werden.
In der Heimatzeitung vom 23. Mai hatte Bürgermeister Georg von Preysing noch erklärt, er habe darum gebeten, den “Wildwuchs aufkommender Stauden” zu stutzen. Dagegen zeigen Luftaufnahmen vom vergangenen Jahr einen durchaus ansehnlichen Bewuchs am Wegesrand zum Strandbad. Auch Fotos von abgesägten Baumstümpfen und Resten von kräftigen Gehölzen erinnern nur wenig an Stauden.
BN-Vize Werner Fees findet, „es ist nicht eindeutig, dass das kein Hag war.“ Vielleicht hatte er zum Zeitpunkt der Plattmache Lücken gezeigt, aber auf Luftbildern wäre ein durchgehender Hag zu sehen gewesen. Er hätte deshalb bereits rege Gespräche mit dem Landratsamt geführt. Die Behörde hatte erklärt, der Bürgermeister habe wegen Gefährdung zahlreicher Fußgänger und Radfahrer einer Beseitigung – statt stutzenden Rückschnitts – zugestimmt.
Was wusste der Bürgermeister?
Durch die Herausnahme von drei Hektar aus dem Landschaftsschutz für die Hotelplanung von Gut Kaltenbrunn hätte der Bürgermeister zwar wissen können, dass diese Beseitigung im Landschaftsschutzgebiet stattfand. Laut Landratsamt aber hätte er ja die Aussetzung der Schutz-Anordnung nicht nur erbeten, sondern auch noch selbst vollzogen.
Und überhaupt – wenn die Untere Naturschutzbehörde jetzt durch Auswertung von Luftaufnahmen feststellt, „dass zwischen 2003 und 2012 dort immer wieder Gehölze entfernt oder abgeschnitten wurden“, fragt man sich dann doch: wenn die Anordnung “zum Schutze des Tegernsees und Umgebung” bereits 1956 erfolgte, wären da nicht schon einige “kleinere Rügen” mehr fällig gewesen?
Fragen über Fragen, die zumindest einen gewissen Einblick in das Amtsverständnis des Gmunder Bürgermeisters geben. Da werden Fakten geschaffen, Rügen in Kauf genommen und geltendes Recht – bewusst oder unbewusst – gebrochen.
Ob die illegal aufgestellte “Holzhütte” in St. Quirin oder der öffentlich ausgetragene Streit um das Hotelprojekt am Gut Kaltenbrunn. Preysing, so konstatierte das Amtsgericht Miesbach bereits vor einigen Jahren, “bedient sich erpresserischer Methoden, um an seine Ziele zu kommen.”
Für den Bürgermeister sind diese Dinge zwar lange erledigt. Doch der aktuelle Fall zeigt mal wieder, dass sich an Preysings Führungsstil nichts geändert hat. Besonders frappierend ist das negative Vorbild, das durch solche Aktionen vermittelt wird. Ein Vorbild für die “Ebsters” im Tal, die Bäume fällen, Anordnungen missachten sowie Rügen und mögliche Strafen in Kauf nehmen. “Wird schon nicht so schlimm. Und wenn, zahl’ ich halt eine Strafe.”