Die Freien Wähler Rottach-Egern haben gestern ihren Bürgermeisterkandidaten gewählt. Aus diesem Grund versammelten sich rund 150 Bürger im Rottacher Seeforum.
Viele erwarteten eine Kampfabstimmung zwischen dem derzeit Zweiten Bürgermeister Herrmann Ulbricht und dem Gastronom Josef Bogner. Doch es kam alles anders. Ulbricht wurde mit klarer Mehrheit zum Kandidaten gewählt.
Bürgermeister Franz Hafner wird 2014 nicht erneut für das höchste Amt in Rottach-Egern kandidieren. Das steht seit einigen Wochen definitiv fest, als Hafner seinen Rückzug ankündigte. Seitdem ist klar, die Freien Wähler Rottach-Egern werden im kommenden Jahr einen neuen Kadidaten für das Amt des Bürgermeisters ins Rennen schicken.
Kampfkandidatur ja oder nein?
Da die freien Wähler allerdings, anders als andere Parteien, ein eingetragener Verein sind, dürfen nicht nur Mitglieder, sondern alle Bürger mit Erstwohnsitz in Rottach-Egern über den Kandidaten abstimmen. Aus diesem Grund war der Andrang gestern Abend im Rottacher Seeforum groß. Rund 150 Personen wollten am Wahlprozess teilnehmen. “Ich freue mich, dass so viele gekommen sind”, so die bisherige Sprecherin der Freien Wähler Gabrielle Schultes-Jakolla zu Beginn der Versammlung.
Auch Sie ging da noch von einer Kampfkandidatur der beiden Anwärter Herrmann Ulbricht und Josef Bogner aus und betonte, dass die Freien Wähler eine Plattform für alle parteilosen Rottacher seien und daher beide Kandidaten das Recht hätten für das Amt des Bürgermeisters zu kandidieren. Darüber welchen Ausgang der Abend nehmen würde, war sich keiner der Anwesenden sicher. “Es gibt viele schlechte Beispiele wie Verlierer oder Gewinner mit einer Situation umgehen, ich bin sicher, dass wir das besser machen”, so Jaskolla weiter.
Als die Vorschläge für die Bürgermeisterkandidaten abgegeben wurden, kam es dann zu der eigentlichen Überraschung des Abends. Als erster wurde zwar Herrmann Ulbricht vom derzeitigen Amtsinhaber Franz Hafner vorgeschlagen. Doch dann herrschte Stille im Saal, keine weiteren Meldungen, keine weiteren Vorschläge gingen ein.
Der Kandidat Herrmann Ulbircht
Also trat der etwas überraschte Ulbricht an das Mikrofon und stellte sich und sein grobes Wahlprogramm vor. Der 49 Jahre alte Keramikermeister sitzt seit 2002 im Gemeinderat und und ist seit 2008 stellvertretender Bürgermeister. “Mir macht die Arbeit in der Gemeinde großen Spaß und ich will dazu beitragen, dass Rottach-Egern auch weitehin das Aushängeschild des Tegernseer Tals bleibt”, so Ulbricht über seine Motive.
Als zentrale Themen seiner Kandidatur nannte er den Tourismus, die Familienpolitik, den Arbeitsmarkt, aber vor allem auch den Erhalt der Landschaft. Er sprach sich für hochwertigen Tourismus aus und schloss ausdrücklich auch die vielen Gästehäuser und Pensionen mit ein.
Darüber hinaus will sich Ulbricht für bezahlbaren Wohnraum einsetzen. Eines machte er aber unmissverständlich klar:
Unsere Landschaft ist unser Kapital und daher bin ich dagegen im Außenbereich neues Bauland auszuweisen.
Zu guter letzt bekräftige Ulbricht, dass ihm Transparenz und Bürgernähe ein wichtiges Anliegen sind. Er wolle Bürgermeister für alle Rottacher sein und habe auch nichts gegen Live-Übertragungen aus den Gemeinderatssitzungen. Seine Ausführungen schienen die anwesenden Bürger dann auch überzeugt zu haben, er wurde mit einer Mehrheit von 64 Prozent zum Kandidaten für das Bürgermeisteramt gewählt.
Bogner tritt nicht an
Das von vielen erwartete Duell mit Josef Bogner blieb hingegen aus. Der Gastronom wurde weder vorgeschlagen, noch trat er ans Mikrofon, um ebenfalls seine Ambitionen auf das Bürgermeisteramt zu bekräftigen.
Nichts desto trotz gaben 15 der 140 Wahlberechtigten ihre Stimme für Bogner ab. Dass nicht alle mit der Wahl Ulbrichts einverstanden waren, zeigen auch die 14 abgegebenen Nein-Stimmen und rund 18 Enthaltungen. Trotz allem zeigte sich Ulbricht zufrieden mit dem Ergebnis der Wahl. “Ich bin überglücklich, aber schon etwas überrascht, dass ich der einzige Kandidat war”, so Ulbricht auf Nachfrage. Noch am Nachmittag habe ihm Bogner versichert auch kandidieren zu wollen.
Josef Bogner war heute nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Wir reichen seine Aussage zum Ausgang der Wahl und zu seinen möglichen Ambitionen auf das Bürgermeisteramt nach.