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Abgesoffen

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„Der Hype hat uns nicht gut getan“: Die Piratenpartei ist nach aufregenden ersten Jahren in der politischen Bedeutungslosigkeit versunken. Im Landkreis Miesbach findet sie dank Einzelkämpfer Norbert Hirsch dennoch Gehör. Ist die Zeit reif für ein Comeback?

Norbert Hirsch wollte den Landkreis Miesbach mit seinen Piraten entern - doch was wurde daraus? / Bild: Montage,  Torsten Krahn/CC BY 2.0

Norbert Hirsch wollte den Landkreis Miesbach mit seinen Piraten entern – doch was wurde daraus? / Bild: Montage, Torsten Krahn/CC BY 2.0

Ganz Deutschland spricht über die AfD – die „Alternative für Deutschland“ – eine Partei, die erst vor drei Jahren gegründet wurde und nun mit zweistelligen Wahlergebnissen in Landtage einzieht. Auch im Landkreis Miesbach machen die Rechtspopulisten zunehmend auf sich aufmerksam. Der Aufstieg der AfD als neue politische Kraft lässt Erinnerungen wach werden an eine Partei, die Deutschland vor gut fünf Jahren ebenfalls überrumpelte und vor allem junge Menschen begeisterte. Jedoch mit völlig anderen Ideen: Die Piratenpartei.

„Am Anfang hatten wir einen Hype“, erinnert sich Norbert Hirsch, der Landkreisbeauftragte der Piraten in Miesbach. „Viele Leute wollten ein Mandat holen und Einfluss gewinnen.“ Mit Themen wie Transparenz, der Stärkung von Bürgerrechten im Kontext der heutigen Informationsgesellschaft, trafen die Piraten den Nerv vieler Menschen – auch im Oberland.

Diese Themen sind zwar nach wie vor aktuell, die Piratenpartei hingegen ist – gelinde gesagt – abgesoffen. Das gilt nicht nur für die bundesweite Bewegung, die seit dem Höhepunkt 2012 fast zwei Drittel ihrer Mitglieder verloren hat. Auch im Landkreis Miesbach ist – Stand Ende Dezember 2015 – ein trauriger Rest von vier stimmberechtigten Parteimitgliedern geblieben. Das reicht nicht einmal für einen Kreisverband. Auch die früheren Stammtische in Holzkirchen finden längst nicht mehr statt.



Piraten wollen Verantwortung für Flüchtlinge übernehmen

Norbert Hirsch gibt dennoch die Hoffnung nicht auf. Wenn es nach Hirsch geht, sollen die Ideen der Piratenpartei eine Zukunft haben. Zuletzt beteiligte sich die Partei an der Organisation des Ostermarschs in Miesbach, bei dem einem Bericht zufolge gut 170 Personen für Frieden und soziale Gerechtigkeit demonstrierten – natürlich auch vor dem Hintergrund der allgegenwärtigen Flüchtlingskrise.

Björn Semrau, außen- und sicherheitspolitischer Sprecher der Piratenpartei Deutschland, erklärt den Standpunkt seiner Partei: „Wir müssen uns unserer ethischen Verantwortung für diese Menschen bewusst werden.“ Ähnlich sieht das Norbert Hirsch:

Jeder Mensch hat das Recht zu sein, wo er sein will. In Kriegszeiten, wenn jemand auf der Flucht ist, ist es eigentlich klar, dass wir helfen müssen.

Und das ohne Einschränkungen, findet der Pirat mit Blick auf „das Grenzzaungeschwätz“ und „den Obergrenzenschmarrn“. Doch politische Verantwortung kennt die Piratenpartei kaum – im Landkreis Miesbach konnte sie bislang kein einziges Mandat erobern. Stattdessen hat sich Norbert Hirsch mittlerweile einen Namen als Experte für Transparenz und Live-Übertragungen von Gemeinderatssitzungen gemacht.

Er und etliche andere Piraten „enterten“ 2014 den Schlierseer Gemeinderat, daraufhin war Transparenz auch in Holzkirchen wieder ein Thema. Im vergangenen Jahr referierte Hirsch unter anderem im Waakirchner Ratssaal, der wegen seiner Probleme mit der Barrierefreiheit ein ernsthafter Kandidat für Live-Übertragungen wäre. Auch in Bad Wiessee sorgt das Thema Transparenz für anhaltende Diskussionen. Wie die TS berichtete, sollte Norbert Hirsch im März 2016 einen Vortrag im dortigen Gemeinderat halten.

Bis auf den letzten Platz war der Ratssaal in Schliersee gefüllt

Vor zwei Jahren erschienen so viele Piraten im Schlierseer Ratssaal, dass die Sitzplätze knapp wurden – eine Geschichte der Vergangenheit.

Bürgermeister Peter Höß hatte im November noch gesagt: „Es wäre schön, wenn in der Sache etwas vorangehen würde. Ich habe damit überhaupt keine Probleme.“ Doch auf Nachfrage der TS erklärt Wiessees Geschäftsleiter Michael Herrmann, dass man aktuell kein Interesse habe: „Die Verwaltung beschäftigt sich damit, aber was Herr Hirsch vortragen würde, weiß der Gemeinderat schon.“ Eine Antwort aus Wiessee erhielt der Pirat laut eigener Aussage jedoch nie. Auch das veranlasst ihn zu der Einschätzung:

Unsere Arbeit wird nicht mehr recht gewürdigt.

Medial sei man im Hintertreffen, die Piratenpartei müsse mehr öffentliche Präsenz erreichen. Dazu will Hirsch in Zukunft verstärkt auf die Jugend zugehen, schließlich war die junge Generation einst Haupttreiber für den Piratenhype. Rückblickend stellt er allerdings fest, dass die große Aufregung seiner Partei geschadet habe. Dafür hat Hirsch jetzt offenbar eine neue Aufgabe gefunden, bei der ihm das Pirat-Sein anzumerken ist.

Der Bayerische Gemeindetag hat sein Interesse geweckt. Der kommunale Spitzenverband mit Sitz in München vertritt die Interessen von 2028 bayerischen Gemeinden, darunter auch alle Kommunen im Landkreis Miesbach. Für diese Leistungen zahlen die Gemeinden – je nach Einwohnerzahl – einige Tausend Euro. Norbert Hirsch: „Was da an Geld zusammenkommt – ich find’s heftig.“

Ein Comeback ist nicht in Sicht

Hirsch – ein klassischer Pirat. Jedes Boot, sei es noch so klein, will der Miesbacher entern. Skeptisch ist er auch gegenüber dem Grünen Landrat Wolfgang Rzehak: „Nach meinem Empfinden driften die Grünen generell politisch auf die rechte Seite. Ich glaube, da kann man auch Rzehak nicht ausklammern.“

Wenngleich Norbert Hirsch so manchen Standpunkt vertritt, den auch Bürger im Landkreis Miesbach teilen – ein Comeback der Piraten ist nicht in Sicht. Vielmehr hat die Partei ihr Alleinstellungsmerkmal verloren und damit die Fähigkeit, ernsthaft zu polarisieren. Eindeutiges Fazit des Rückblicks: Entern gescheitert – die Piraten sind vorerst abgesoffen.


Hart war das Leben auf der Schwaigeralm

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Hohe Schneewände, Entbehrungen, Prominente, Traditionen. Die Kreuther Schwaigeralm blickt auf eine lange Geschichte zurück. Doch der Weg von der kleinen Berghütte zu einer der touristischen Institutionen im Tal war lang. Vor allem ein gemeinsames Ziel trieb die Pächter an.

Auch früherer Bundeskanzler Ludwig Erhard verbrachte mit seiner Frau viele Abende auf der Schwaigeralm.

Auch der frühere Bundeskanzler Ludwig Erhard verbrachte viele Abende auf der Schwaigeralm.

„Ein paar Monate stand alles auf der Kippe. All das, was meine Mutter in diesem Buch beschreibt, wofür sie mit meinem Vater viele, viele Jahre hart gekämpft und gelebt hat, schien dem Untergang geweiht. Die Schwaigeralm stand kurz vor dem Aus.“

So schreibt Josef Resch im Vorwort zur Neuauflage von „Von der Stöcklmilli zum Filetsteak – Einkehr auf der Schwaigeralm bei Kreuth“. Hermine Resch-Steger – Josefs Mutter – gab ihr literarisches Debüt mit dem kleinen Büchlein im Jahr 1991.

Von der Familienchronik zum Geschichtsbüchlein

Ursprünglich war es lediglich als Schwaigeralm- und Familienchronik gedacht. Doch schnell war das Büchlein vergriffen. Auf dessen 168 Seiten beschreibt die Autorin den langen Weg der Schwaigeralm von einer kleinen Berghütte zu einer touristischen Institution im Tegernseer Tal.

In ihrer eigenen, eigentlich ganz unprofessionellen, aber unterhaltsamen Art, erzählt sie einerseits die Familiengeschichte vom Jahr 1815 ab. Zudem liefert sie einen detaillierten Bericht zur Geschichte des Kreuther Tales.

Von der Familienchronik zum Geschichtsbüchlein

Die Annemarie war in der Schule die Beste. Im Herbst 1934 zog sie mit ihren Eltern von Wildbad Kreuth nach Enterbach. Später, von 1940 bis 1983, war sie bei der Gemeinde Kreuth beschäftigt. Sie arbeitete während der Amtszeiten der Bürgermeister Max Mayr, Josef Winkler, Hans Hagn und Karl Mayr.

Ihr Vater, der Orterer Martl (vom Dersch in Enterbach), war zu Hindenburgs Zeiten Herrschaftschauffeur der Gäste vom Herzoglichen Kurhaus Wildbad Kreuth, und ihre Mutter Wally arbeitete als Zimmermädchen. Damals mussten die Betten zweimal am Tag gemacht werden, weil sich die feinen Damen und Herren nach dem Bade nochmal ausgeruht haben.

Als Annemarie und ich von 1930 bis 1934 nach Kreuth zur Schule gingen, waren wir morgens zumeist die ersten im Klassenzimmer. Am hohen, grünen Kachelofen hängten wir Mäntel, Hauben, Handschuhe und Schuhe zum Trocknen auf. In der Pause holten sich die Schulkinder beim Bäcker Sanktjohanser Brezn, Salzstangerl und Eierweckerl. Am Mittag gingen wir zum Lehmann (Gasthof-Hotel Post) oder zum Walch (Gasthof Batznhäusl).

Am Schulweg lag auch das „Römer-Häusl“, das jetzt der Musiker Sepp Eibl bewohnt. Der Besitzer, Dr. Matthäus Römer, war ein Münchner, also ein Städter und wenn der Schnee gar zu viel wurde, hat er immer meinen Vater rufen lassen, der ihn ausschaufeln musste. Er fürchtete glatt den „weißen Tod“, wie er vertraulich sagte.

Familie Resch vor der Schwaigeralm in Kreuth.

Familie Resch vor der Schwaigeralm in Kreuth.

Unterhalb des Römer-Häusl stand direkt an der Straße die Winterstube vom Forstamt Kreuth, wo die „Saliner“ (Wegmacher vom Forstamt) ihre Behausung hatten. Mittags, wenn man auf dem Heimweg war, waren die Männer meistens beim Kochen. „Aus der offenstehenden Hüttentür fuhren dicke Rauchschwaden heraus. Es roch nach Kartoffelzwuller, Schmarrn oder Brennsuppe.“

Ab Mai 1945 kamen viele der Soldaten als Rückzügler vom Krieg über die Berge aus Tirol und Italien herüber. „Meine Eltern haben die armen, müden und abgekämpften Männer im Haus und auf dem Heuboden, im Schupfen und auf Bänken und Stubenboden übernachten lassen. Hauptsache, sie hatten ein Dach über’m Kopf.“

Ludwig und Luise zu Gast in Kreuth

„Während nach dem Krieg das Geschäft wieder anlief und meine Eltern stets nach dem Eigenbesitz der Schwaigeralm strebten, habe ich meinen Sepp kennengelernt.“ Der Sepp hatte gerade seine Meisterprüfung im Schuhmacher-Handwerk abgelegt. Trotz seiner Bein-Prothese war er ein tapferer, lustiger Mann. „Wir lebten nach der Hochzeit in der Waldschmidtstraße ganz hinten im Alpbachtal bei den Schwiegereltern in Untermiete.“

Nach dem Tod des Vaters im Jahr 1951 waren Hermines Mutter und ihre Schwester Berta allein auf der Schwaigeralm. So entschloss sich ihre Mutter, alle aus Tegernsee in die Schwaigeralm zu holen. „Für unser Personal haben wir immer eine kleine Weihnachtsfeier in unserer Stube am offenen Kamin und dem Christbaum gehalten. An manchen Silvesterabenden war Bundeskanzler Ludwig Erhard mit Frau Luise (…) bei uns Gast. Sie hatten bescheidene Wünsche: Forelle blau und Kaiserschmarrn! Der „Vater des Wirtschaftswunders“ bestellte sich ein einfaches Mahl, wie es zu ihm und zur Schwaigeralm passte…“

Lebenswerk in Ehren halten

Kaum lässt das unscheinbare Büchlein beim Anschauen erahnen, welche Fülle an Personen und Ereignissen sich hinter den rund 50 Kapiteln verbergen. Ob Bundeskanzler, Bauer oder Bedienung – Hermine Resch-Steger skizziert die Akteure in ihrem Band so trefflich und liebevoll, dass man sich fast zurücksehnt an die „gute alte Zeit“.

Die aber „so gut“ nun wohl auch wieder nicht war. Meterhohe Schneewände, fehlender Komfort, lebenslange, schwere Arbeit zeichnete das Leben der Familie – und der Generationen um den Ersten und Zweiten Weltkrieg. Doch die Familie hielt durch. Immer mit dem festen Ziel vor Augen – dem Eigenbesitz der Schwaigeralm. Mit der Neuauflage des Büchleins möchte Sohn Josef nun das Lebenswerk der verstorbenen Eltern in Ehren halten.

Eindrücke von den früheren Zeiten auf der Schwaigeralm

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„Da waren Profis am Werk“

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Übers Fenster eingestiegen, Tresor aufgeflext, Tageseinnahmen mitgenommen. Die Täter, die in der Nacht auf Sonntag in der Kreuther Käserei eingestiegen sind, haben schnell gearbeitet. Für die Kripo steht fest: es waren Profis. Und das zum zweiten Mal.

In der Naturkäserei in Kreuth wurden am Wochenende eingebrochen / Archivbild

In der Naturkäserei in Kreuth wurden am Wochenende eingebrochen / Archivbild

Irgendwann zwischen Samstagabend, 19:30 Uhr und Sonntagmorgen, 06:30 Uhr stiegen bisher unbekannte Täter in die Kreuther Käserei ein. Offensichtlich nutzen sie dabei ein Fenster an der Rückseite des Gebäudes. Das hebelten sie auf, gelangen so ins Innere und machten sich dort an einem massiven Tresor zu schaffen. Diesen flexten sie kurzerhand auf und nahmen die Tageseinnahmen mit.

Zur genauen Höhe der Beute wollte sich die Polizei heute nicht äußern. Polizeisprecher Stefan Sonntag erklärte auf Nachfrage, dass die Verantwortlichen der Käserei darum gebeten hätten, die Summe nicht zu nennen.

Klar ist allerdings der Schaden, den die Täter sozusagen „nebenbei“ anrichteten. Auf 5.000 Euro schätzen diesen die Ermittler. Mittlerweile hat die Miesbacher Kripo die Untersuchungen in dem Fall übernommen. Wie Sonntag erklärt, werden im Laufe des Tages Spezialisten der Spurensicherung den Tatort nochmals inspizieren. „Schon jetzt kann aber gesagt werden, dass hier Profis am Werk waren.“

Der zweite Fall in acht Monaten

Dabei ist das bereits der zweite Einbruch innerhalb von acht Monaten. Bereits im August stiegen Unbekannte über ein Fenster in die Käserei ein. Das Ziel war damals ebenfalls der Tresor. Doch Geld fanden die Täter keines. Im November vergangenen Jahres gelang es der Polizei dann Tatverdächtige festzunehmen. Sie sollen für mehrere Einbrüche am Tegernsee verantwortlich sein.

Die Kripo hofft im aktuellen Fall vor allem auf Anwohner oder Passanten, die im Bereich der Käserei im Reißenbichlweg etwas gesehen oder gehört haben. Wichtig sei auch, ob in dem Zeitraum irgendwelche verdächtigen Fahrzeuge abgestellt waren. Hinweise können direkt an die Kripo unter der Telefonnummer 08025 / 299299 abgegeben werden.

Drei Iraner fliegen aus Traglufthalle

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Harmonie und gute Stimmung passé – zumindest für kurze Zeit. Nach einer Auseinandersetzung in der Rottacher Traglufthalle sind heute früh drei Iraner aus der Asylbewerberunterkunft geflogen. Der Landrat greift hart durch und nennt dafür Gründe.

Bisher lief alles harmonisch, doch gestern kam es zu einer körperlichen Auseinandersetzung in der Rottacher Traglufthalle. / Archivbild

Bisher verlief alles relativ harmonisch in der Rottacher Traglufthalle / Archivbild

Ende März berichtete die TS von einer friedlichen Atmosphäre in der Rottacher Traglufthalle. Knapp 70 freiwillige Helfer organisieren dort den Deutschunterricht, regeln Fahrdienste, helfen bei der Arztsuche und unterstützen beim Umgang mit den Behörden. Vor allem das gemeinsame Kochen soll den derzeit knapp 105 Asylbewerbern in Rottach gegen den Lagerkoller helfen.

Doch in der Nacht von Sonntag auf Montag war es mit dem harmonischen Umgang für kurze Zeit vorbei: Erstmals ereignete sich eine größere Auseinandersetzung in der Rottacher Traglufthalle. Drei iranische Asylbewerber fingen aus bisher unbekannten Gründen einen Streit mit anderen Bewohnern. Drei Security-Leute waren vor Ort und versuchten, den Streit zu schlichten. Auch die Polizei war mit drei Einsatzfahrzeugen vor Ort.

Zwar konnten die Streithähne voneinander getrennt werden, doch bei der Auseinandersetzung wurde eine Mitarbeiterin des Sicherheitsdienstes leicht verletzt. Die Frau musste ambulant versorgt werden. Nun erklärt Landrat Wolfgang Rzehak, dass man gegen die Männer hart vorgehen werde:

Wir werden solche Taten wie Sachbeschädigungen oder gar Körperverletzungen weiterhin konsequent verfolgen. Es ist eine wichtige Signalwirkung, dass wir solche Vorfälle nicht tolerieren.

Das Landratsamt Miesbach hat deshalb gegen die Beschuldigten Strafanzeige erstattet. Man habe die Männer zusätzlich nur wenige Stunden nach dem Vorfall zwangsverlegt.

Die Spur des Geldes führt auch ins Tal

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Die Meldung des Tages ist: Medien decken Finanzgeschäfte Prominenter auf. Namhafte Politiker und Milliardäre geraten in Erklärungsnöte. Sie sollen ihr Geld in sogenannten Offshorefirmen geparkt haben, berichtet die SZ. Ein Hinweis führt auch zum Teilzeit-Rottacher Alisher Usmanov und einer Firma mit dem Namen „Tegernsee (IOM) Ltd.“.

Alisher Usmanov besitzt ein Anwesen in Rottach-Egern. Gekauft hatte das Haus die Tegernsee Ltd. -

Alisher Usmanov besitzt ein Anwesen in Rottach-Egern. Gekauft hatte das Haus die von der Isle of Man agierende Briefkastenfirma Tegernsee (IOM) Ltd.

Es ist wohl vor allem für Russlands Präsidenten Wladimir Putin ein ziemlicher Gau, der nun von 400 Journalisten in 80 Ländern aufgedeckt wurde. Putins Freunde und Familienmitglieder haben offenbar viel Geld ins Ausland geschafft. Die Veröffentlichungen werfen ein Schlaglicht auf eine Schattenwelt.

Im Verborgenen sollen Millionenvermögen oder Firmenanteile weltweit hin- und hergeschoben werden, meist am Fiskus vorbei. Ein Steuerparadies für seine Geschäfte nutzt auch der Putin Vertraute Alisher Burkanovich Usmanov. Nach Einschätzungen des US-Magazins Forbes beträgt sein derzeitiges Vermögen etwa 14,4 Milliarden Dollar. Dem Russen ging es schon einmal besser. Vor Jahren wurde er noch mit gut 18 Milliarden Dollar gehandelt.

Der 62-jährige Oligarch ist Generaldirektor eines Gazprom-Tochterunternehmens, Mitbesitzer der Metalloinvest, Eigentümer des russischen Verlagshauses Kommersant, das Putin-kritische Stimmen unterdrückt, Miteigentümer des britischen Fußballclubs FC Arsenal und seit 2011 Besitzer einer stattlichen Immobilie am Rottacher Seeufer.

Usmanovs „Tegernsee (IOM) Ltd.“

Unweit der britischen Insel ist eine andere, die Isle of Man. Diese Steueroase, nahe der EU-Küste, wird auch von Firmen Usmanovs genutzt. Laut den „Panama Papers“ ist er Anteilseigner von sechs Offshore-Unternehmen dort. Eine davon ist nach Recherchen der Tegernseer Stimme die „Tegernsee (IOM) Limited“.

Sie trat als Bauherr der Villa auf dem 4.500 Quadratmeter großen Grundstück am Schorn in Rottach-Egern auf. In solchen Offshore-Unternehmen agieren meist Strohmänner für Millionäre oder Oligarchen, die ein Geschäft lieber anonym abwickeln. So waren es auch Briten, die Ende Juni 2011 in München den Notar-Kaufvertrag für die 500 Quadratmeter große Villa unterzeichneten.

Insgesamt soll Usmanov über weit 20 Millionen Euro in seine Rottacher Bleibe samt neuer Bootshütte investiert haben, in der er aber selten gesichtet wird. Auch für den Antrag zum „Neubau einer Schwimmhalle als Anbau des Anwesens“ trat die „Tegernsee (IOM) Ltd.“ am 15. Mai 2012 gegenüber dem Landratsamt Miesbach in Erscheinung. Usmanovs Name tauchte nirgends auf, er wurde immer verschleiert.

„Wir achten die Gesetze“

Gegenüber der Süddeutschen Zeitung erklärte ein von Usmanov beauftragter Anwalt zu den Vorwürfen, die „wichtigsten operativen Gesellschaften“ seines Mandanten seien in Russland registriert. Ausländische Firmen würden „auf sehr begrenzter Basis“ verwendet und „unter strengster Einhaltung“ des Gesetzes.

Noch ist Isle of Man ein steuerlicher Zufluchtsort für Oligarchen wie Usmanov und seiner „Tegernsee (IOM) Limited“ Doch angesichts der unsicheren Lage muss sich der russische Oligarch Usmanov womöglich ein weiteres Steuerparadies suchen. Ob er dort sicher sein kann, nicht wieder aufgespürt zu werden, bringen die nächsten Datenlecks dann ans Tageslicht.

Kreuth will „May-Klinik“ kaufen

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Alles deutete zuerst darauf hin, dass aus der ehemaligen Dr.-May-Klinik in Kreuth ein Seniorenheim entstehen würde. Dann wollte der Eigentümer ein Hotel hinstellen. Und nun will die Gemeinde Kreuth das Areal kaufen und das Gebäude abreißen lassen.

Was wird aus der ehemaligen May-Klinik?

Was wird aus der ehemaligen May-Klinik?

Seit Jahren steht die ehemalige Dr.-May-Klinik leer. Im Herbst 2013 kaufte dann die Berliner Immobilienfirma Cooley Group das Areal aus der Insolvenzmasse heraus. Nach einem Jahr hatte sich Geschäftsführer Benedict Mathews und Kreuths Bürgermeister Josef Bierschneider auf die künftige Nutzung geeinigt. Bierschneider erklärte:

Wir wollen dort eine gewerbliche Nutzung. Das kann von einem Hotel, einer Klinik über ein Seniorenheim bis hin zu einer Denkfabrik eines Unternehmens alles sein.

Die Verantwortlichen erklärten zuerst, auf dem 50.000 Quadratmeter großen Areal solle ein Seniorenheim entstehen. Nach damaligem Stand war geplant, das ehemalige Klinikgebäude zum Großteil abreißen zu lassen. Kurz darauf änderten sich die Pläne: „Es wird ein Hotel werden. Es gibt bereits einige Interessenten,“ das erklärte Mathwes gegenüber der TS im vergangenen Jahr. Doch seither ist nichts mehr passiert.

Kreuth will Leerstand nicht mehr hinnehmen

Für die Kreuther ein untragbarer Zustand. Unter Federführung von Bürgermeister Bierschneider will die Gemeinde die Immobilie nun kaufen. Man habe den Eigentümern ein Kaufangebot unterbreitet, so Bierschneider gegenüber dem Merkur. Dabei betont er auf den Kaufpreis angesprochen: „Wir zahlen keine utopischen Summen.“

Denn zum Abriss des Gebäudes kommen noch mögliche Altlasten auf dem 50.000 Quadratmeter großen Grundstück hinzu. Was genau auf dem weitläufigen Areal entstehen soll, das ist den Kreuthern noch nicht ganz klar. Angedacht ist bezahlbarer Wohnraum in Form von Mietwohnungen. Möglich wäre auch die Ansiedelung von Gewerbe. Die abgelegene Lage ist zwar kein klassisches Kriterium für Betriebe, doch günstige Quadratmeterpreise mit angeschlossenem Wohnaum könnten den ein oder anderen Unternehmer locken.

Für Bierschneider ist klar: der Bedarf für Wohnraum sei sicher gegeben. Und das Interesse an einer Ansiedelung von Betrieben habe man bereits durch eine Umfrage unter Gewerbetreibenden abgefragt. Jetzt muss nur noch der Preis stimmen, und die Gemeindekasse die nötige Summe auch hergeben.

Die Mays: Ärzte, Künstler, Therapeuten

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Schon immer haben einheimische Familien die Geschicke der Menschen am Tegernsee bestimmt. So auch die Mays aus Kreuth. Drei Ärztegenerationen wirkten und behandelten die Menschen im Tal. Bis es die Familie in alle Winde verstreute und das Erbe verlorenging.

Die Krankenanstalt Dr. May in Kreuth in früheren Zeiten / Quelle: ak-ansichtskarten.de

Die Krankenanstalt Dr. May in Kreuth in früheren Zeiten / Quelle: ak-ansichtskarten.de

„Aus meinem Sprechzimmer schaut man weit über das Kreuther Tal, und auch auf einen steilen Hang. Jeden Sommer, wenn das Gras schnittreif ist, kommt der Mooserbauer mit der Sense auf dem Buckel angehumpelt, um den Steilhang zu mähen. Wenn man ihm so zuschaut, wie mühsam er geht, wie er das eine Bein nachzieht und daherschlurft, kann er einem schon leid tun. Als Bub hatte er eine Kinderlähmung, seither ist er so erbarmenswert dran.“

Ich gehe zu ihm runter: „Jedes Jahr staune ich, wie Sie es fertigbringen, den großen Steilhang zu mähen.“ – „Warum?“ gibt er leicht verwundert zur Antwort, „das bin ich halt gewohnt.“ – „Aber Sie sind doch so stark behindert, dass es kaum zu glauben ist, wie Sie das schaffen.“ – Ich hab doch keine Krankheit, ich bin doch ganz gesund. Ja, so, mein Bein. Das macht mir schon zu schaffen, aber sonst fehlt mir nix.“

80 Jahre war Dr. Richard May bereits, als er sein Buch „Jetzt muaß da Dokat her“ schrieb. Genau wie der „Mooserbauer“ hatte er anscheinend einen anderen Gesundheitsbegriff als die Ärzteschaft und die mit den Jahren anspruchsvoll gewordene Patientenschaft. Wenn Dozent Heinz May – der Stiefbruder von Richard – wüsste, was heute aus der denkwürdigen Klinik geworden ist, wäre ihm wohl nicht mehr wohl in seiner letzten Ruhestätte.

Königlich Kuren in Wildbad Kreuth

Hofrat Dr. Heinrich May, von 1876 bis 1912 leitender Arzt in Bad Kreuth

Die Wittelsbacher hatten Richards Großvater – Hofrat Heinrich May – im Jahr 1876 nach Wildbad Kreuth geholt, damit er das Bad leiten solle. Die Adligen waren Eigentümer des Wildbads und hatten Bad Kreuth zu einer königlichen Heilstätte ausgebaut. Dafür benötigten sie jenen Stoff, der für seine Heilkraft bekannt war: die aus Ziegenmilch gewonnene Molke.

Die Ziegen lebten friedlich auf der Königs- und Gaißalm Siebenhütten, gaben Milch, der gekäst wurde. Die entstandene Molke wurde in Holzfässern über einen eigens dafür errichteten Weg nach Wildbad Kreuth gebracht, wo sie für Trinkkuren und Bäder verwendet wurde. Bereits 1822 waren die Molkekuren nach Schweizer Vorbild im Bad Kreuth eingeführt worden.

Richards Vater – Sanitätsrat Wilhelm – übernahm im Jahr 1912 die Leitung von Wildbad Kreuth und führte die Kuren fort. Nach dem Ersten Weltkrieg, als das Bad schließen musste, gründete er die Krankenanstalt in Kreuth und verhalf damit dem Ort wieder zu einem neuen Anziehungspunkt.

Die dritte Ärztegeneration

Die Klinik in Kreuth – die sogenannte „Krankenanstalt“ wurde im Jahr 1907 von Wilhelm May gegründet. Er war drei Mal verheiratet und hatte sieben Kinder. Sohn Heinz – aus erster Ehe – war Chirurg und Sauerbruch-Schüler und übernahm die Krankenanstalt. Sohn Richard – aus zweiter Ehe – sollte einmal das „Haus Bruneck“ gründen.

Im Jahr 1913 wurde Richard May geboren. Langsam reifte er zum Doktor heran. Dabei war Richard nicht nur der Medizin zugetan. Im Jahr 1938 war er zusammen mit sechs anderen Freunden ‒ allesamt Studenten – als „Bavarian Skiboys“ in den USA und Kanada unterwegs. Die sieben vertraten Deutschland bei Skiwettkämpfen. Das Ergebnis: der Titel „Deutscher Hochschulmeister“ sowie lebenslange Erinnerungen.

Von der traumhaften Reise zum „Albtraum“ der Wirklichkeit: Von 1939 bis 1945 musste Richard May zum Truppen- und Lazarettarzt nach Frankreich und Russland. Wieder daheim, heiratete der junge Mann und war als Facharzt für Innere Medizin und vierfacher Vater aktiv. Im Jahr 1955 schließlich gründeten Richard und seine Frau Gertrud May das Haus der Gräfin Schlippenbach, das „Haus Bruneck“ – zunächst Sanatorium, dann Seniorenwohnheim. Viel später – Mitte des Jahres 2005 – sollte es einmal die Unternehmensgruppe Johannes Heuser erwerben.

Künstlerische Ambitionen

Im Buch „Jetzt muaß da Dokta her“ hat Richard hundert Jahre Arztleben mehrerer Generationen zusammengefasst. Neben der Medizin war das Schreiben Richards große Leidenschaft. Etliche Bücher und sonstige Veröffentlichungen offenbarten sein Talent fürs Kreative. Doch Richard war nicht der Einzige im Clan der Mays, der ein Faible für Kunst hatte.

Die „Bavarian Skiboys“ 1938 in Amerika (H. G. Riehle, Walter Ringer, Karl Ringer, Richard May, sitzend: Friedel List, Franz Mächler, Xaver Kraisy

Zahlreiche Mitglieder der Familie schufen in den vergangenen Jahrhunderten auf künstlerischem Gebiet Hervorragendes. Urahn Carl Joseph, sein Sohn Georg Heinrich May, der Enkel Carl Bolze sowie die Nachfahren Anna von Rychter-May, Ferdinand von Massenbach, Franz Roubaud sowie die angeheiratete Friede May-Ladwig sowie Tochter Friederike Schnekenburger-May machten sich als Maler einen Namen. Sanitätsrat Wilhelm organisierte riesige Theaterveranstaltungen in der Alten Post beim Lehmann in Kreuth.

Mit viel Fantasie und Wortgewalt wird Richard später in seinem Buch „Jetzt muaß da Dokta her“ einmal beschreiben, wie die Ärzte früher mit bescheidener Ausrüstung – Hörrohr und Rucksack – ausrückten und den Leuten auf dem Land halfen.

Die vierte Ärztegeneration

Christiane May-Ropers, Tochter von Richard und Gertrud, Ärztin für physikalische und rehabilitative Medizin und Naturheilverfahren, sowie Sohn Wolfgang May waren in die Fußstapfen der Eltern getreten. „Bis uns die Luft ausging“, beschreibt sie die Lage nach der Gesundheitsreform, als wir uns in ihrem Haus im Kreuther Ortsteil Point treffen. Ihr Vater Richard hatte es für die Familie gebaut.

Christiane erinnert sich mit viel Freude und einem herzlichen Lächeln an die Hausbesuche, zu denen sie als kleines Mädchen mit ihrem Vater ausrückte. „Als mein Vater Olaf Gulbransson behandelte, lag er wie so oft auf seinem Schaffell draußen im Schererhof in der Sonne.“

Von Klinik zu Leerstand

„Irgendwann wurden die Auflagen immer verrückter“, erzählt Christiane. Man musste die Kliniken aufgeben. Ein trauriges Anwesen ist aus der imposanten May-Klinik im Kreuther Ortsteil Enterfels geworden. Immer schon waren viele Patienten nach Kreuth und auch viele Gäste zur Feriendialyse gekommen. Nun soll alles abgerissen werden.

Denn, da wo früher die vier May-Kinder gespielt haben, steht alles seit Jahren leer. Schöne Erinnerungen an tief verschneite Winterabenteuer, als die Kinder lachend die Steilhänge herunterrollten, als der Nikolaus aus dem nahen Wald kam, werden in Christiane May wach, wenn die Rede ist von den vielen Gebäuden auf dem ehrwürdigen Grundstück.

Seit März 2012 steht das gesamte Anwesen der früheren May-Klinik endgültig leer.

Seit März 2012 steht das gesamte Anwesen der früheren May-Klinik endgültig leer.

Christiane ist die Einzige aus dem denkwürdigen May-Clan, die noch in Kreuth wohnt. Dabei führt sie das Erbe ihrer Mutter fort – die systemische Bewegungstherapie, ein im Körperdialog einfühlsames, rhythmisches Bewegen. Durch die gemeinsame Balance des Patienten mit dem Therapeuten sollen Blockaden in eine neue Beweglichkeit verwandelt werden, erzählt Christiane.

Auch den „Balance-Hocker“ zur Chakra-Balance, beide einem Melkschemel nachempfunden, hat sie entwickelt. Wobei wir wieder beim Mooserbauern vom Anfang der Geschichte wären. So wiederholt sich eben doch alles irgendwie.

Viele einsame Herzen in Bayern – laut Facebook-Status

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Laut einer Studie gibt es in Bayern besonders viele Singles auf Facebook. Diesen Status geben jedenfalls viele Facebook-Nutzer aus dem Freistaat als ihren Beziehungsstatus an. Warum ist das so und bedeutet dies, dass Singles in Bayern bindungsscheu sind?

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By Natalia ClikkaOwn work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=35557297

Bayerische Städte in Single-Hitliste weit vorne

Eine Studie vom Ärzte-Onlineportal dred.com hat sich mit dem Thema Beziehungsangaben im sozialen Netzwerk Facebook beschäftigt. Die Studie ermittelte, dass etwa 27 Prozent der aktiven Facebook-Nutzer in Deutschland angeben, Single zu sein. Männer geben dies wesentlich öfter an als Frauen. So sind 66 Prozent der deutschen Facebook-Singles männlich, nur 34 Prozent weiblich.

In den USA beispielsweise hält sich das Geschlechterverhältnis die Waage. Die Singles verteilen sich ebenso nicht gleichmäßig auf Deutschland. Spitzenreiter in der Single-Liste ist Potsdam. Allerdings befinden sich gleich drei bayerische Städte in den Top-10 der Städte mit der höchsten Single-Wahrscheinlichkeit in Deutschland. Das sind Rosenheim, Augsburg und München. In Bayern geben damit mehr Facebook-Nutzer an Single zu sein als in anderen Bundesländern. Wählen die meist männlichen Nutzer diesen Status, um besser flirten zu können?

Ein weiterer Grund könnte sein, dass die Zahl der Singles tatsächlich seit Jahren steigt. Der gesellschaftliche und kulturelle Wandel begünstigt das Single-Leben. Beziehungen, die nicht funktionieren, werden eher beendet als in der Vergangenheit. Zwänge zusammenzubleiben, etwa wegen des Geldes oder der Kinder, gibt es nicht mehr. Gleichzeitig verlagert sich die Zeit der Familiengründung weiter nach hinten. Mit Mitte Zwanzig muss ein Single daher nicht mehr damit rechnen, komisch angeschaut zu werden. Kurzum, es ist kein Makel mehr, alleine zu leben.

Singles genießen das Alleinsein – zumindest temporär

Die Singles sind nicht unglücklich mit ihrer Situation, sondern machend das Beste daraus. Sie genießen ihre Freiheit und Unabhängigkeit, auch in sexueller Hinsicht. Bis es ernst wird, schauen sich Singles ganz unverbindlich nach anderen Singles um. Das tun sie nicht auf Facebook, sondern auf Dating-Apps wie Tinder, Badoo, Lovoo oder einer anderen mobilen Flirt-Alternative. Die Apps helfen ihnen dabei, indem sie andere suchende App-Nutzer in der Nähe anzeigen.

Bei Lovoo beispielsweise funktioniert das über ein Live-Radar. Mit diesem Feature können sich Singles in direkter Nachbarschaft finden und spontan verabreden. Da der nächste potenzielle Partner nur ein paar Klicks entfernt sein könnte, entsteht aus diesen Dates meistens nichts Ernstes. Eine „Generation Beziehungsunfähig“, wie der Autor Michael Nast unterstellt, sind die derzeitigen Singles aber nicht. Beziehungen an sich sind gar nicht out. An der Tendenz, dass Leute in einer Partnerschaft leben wollen, hat sich nichts geändert. Partnerschaft und Familie haben auch in der Jugend einen hohen Stellenwert. Doch alles zu seiner Zeit.


Verkehr spaltet Waakirchen

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Gestern Abend musste sich der Waakirchner Bürgermeister Sepp Hartl seinen Bürgern stellen. Beim Thema „Ortsumfahrung“ kippte dann die Stimmung. Während die einen darauf drängen, dass es ja keine Südumfahrung geben soll, wollen die anderen das Prozedere transparenter machen.

Buergerversammlung Waakirchen 3

Waakirchens Bürgermeister Sepp Hartl stellte sich gestern Abend den Fragen der Bürger.

Seitdem der Bund eine Ortsumfahrung für Waakirchen in den „vordringlichen Bedarf“ des aktuellen Bundesverkehrswegeplans übernommen hat, ist die Gemeinde elektrisiert. Zum ersten Mal bietet das Verkehrsministerium auch die Möglichkeit, dass sich die Öffentlichkeit einbringt. Im Internet kann sich jeder Bürger über die vom Staatlichen Bauamt Rosenheim eingereichte Trasse informieren. Nun läge es am Gemeinderat, die Interessen der Bürger durchzusetzen, da ist sich ein Teil der Waakirchner einig.

Bis zum 2. Mai können nicht nur Einzelpersonen, sondern auch Unternehmen oder Organisationen zum Entwurf Stellung nehmen. Doch wie sich gestern während der Bürgerversammlung erneut zeigte, sind die Meinungen der Bürger über eine mögliche Umfahrung gespalten.

Alles, nur keine Südumfahrung

Betroffene Anwohner des südlichen Teils von Waakirchen wollen die Südumgehung verhindern. Für die Gegner sprach gestern Landwirt Xaver März. Bisher konnte er rund 120 Unterschriften von Bürgern sammeln, die gegen die geplante Südumgehung sind. Viele Grundbesitzer wollen nicht einsehen, dass der Verkehr durch ihre Felder führen soll. „Hierfür werden wir keinen einzigen Quadratmeter Grund abgeben“, so März. Außerdem würde die geplante Südumgehung nach aktuellem Entwurf nicht nur direkt am Kindergarten und der Schule vorbeiführen, sondern auch an Restaurants oder Ferienwohnungen.

Die Betriebe müssten wahrscheinlich mit Umsatzeinbußen rechnen, wenn der Verkehr verlagert werde. Das können wir nicht akzeptieren.

Andere hingegen, wie beispielsweise die Mitglieder der Bürgerinitiative „Verkehr in der Gemeinde Waakirchen“, sehen die Ortsumfahrung als einzige Lösung für Waakirchens Verkehrsproblem. Man müsse jetzt, da Waakirchens Verkehrsproblem in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen wurde, das Vorhaben anpacken. So erklärte Rainer Küppers:

Der Bund stuft das Projekt und die Bedeutung für Gemeinde und Verkehr als „hoch“ ein. Daher erwarten wir, dass die Gemeinde gemeinsam mit allen Betroffenen und Beteiligten die Entlastung von Waakirchen voranbringt und im erneuten Anlauf erfolgreich umsetzt.

Bei der Gemeinde würden sich, so Küppers weiter, alle wesentlichen Informationen zu der Umfahrung ansammeln. Da der Bund mit seinem Vorgehen neue Transparenz geschaffen habe, sollten auch die Bürger stärker eingebunden werden. Dazu wäre es wichtig, dass Waakirchen alle Stellungnahmen und Beschlüsse, gebündelt auf der Homepage zur Verfügung stellt.

„Wollen uns hier nicht zerfleischen“

Doch während die Stimmen gestern Abend immer lauter wurden und sich mehr und mehr Bürger zu Wort meldeten, versuchte Bürgermeister Sepp Hartl die Situation zu beruhigen: „Na na, wir wollen uns hier doch nicht zerfleischen“. Seine eigene Position ließ der Bürgermeister indes völlig offen.

Nachdem er „ein Teamworker, kein Patriarch“ sei, könne er zur Haltung der Gemeinde nichts sagen. Man werde wohl einen Verkehrsexperten beauftragten. Doch manche Bürger gaben sich damit nicht zufrieden und forderten den Gemeinderat auf, öfter zu tagen, um das Projekt vorwärts zu bringen. Doch darauf ging Hartl nicht ein. Die Waakirchner müssen wohl gespannt den Stichtag 2. Mai abwarten.

Bürgermeister-Strategie: wegducken

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Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer: Stephan Köhl muss nach nur drei Monaten die TTT verlassen. Der Grund: unklar. Dabei halten sich die Talbürgermeister weiter bedeckt. Und so gerät die Art der Entscheidungsfindung immer mehr in den Fokus der Kritik.

Stephan Koehl ist weg. Peter Höß auch - irgendwie.

Stephan Köhl ist weg. Peter Höß auch – irgendwie.

„Ich will die Marke Tegernsee blau strahlen sehen“ – mit diesen Worten stellte sich der ehemalige TTT-Geschäftsführer Stephan Köhl in den vergangenen Wochen den Gemeinderäten in allen fünf Gemeinden vor. Köhl hatte große Visionen für den Tourismus im Tal – Online-Marketing stand auf seiner Agenda. Doch noch bevor er die Aufgaben richtig anpacken konnte, kam am 1. April die überraschende Nachricht: Köhl ist weg.

Dabei ist die Frage nach dem Warum weiterhin völlig offen. Peter Höß als Sprecher der Bürgermeister nannte zwar in einer ersten Mitteilung, die Disharmonie zwischen Team und Geschäftsführer als Hauptgrund. Offiziell ist von den TTT-Mitarbeitern dazu allerdings nichts zu hören. Und hinter vorgehaltener Hand wird darauf verwiesen, dass Köhl sehr umgänglich war. Die Probleme lägen in den verletzten Egos einiger weniger.

Keine Stellungnahme aus dem Ausland

Ob die Bürgermeister dazu gehören, ist dabei ebenfalls unklar. Keiner möchte sich äußern. Dabei nimmt die Verschwiegenheit groteske Zügen an. So erklären sowohl Tegernsees Bürgermeister Johannes Hagn als auch Rottachs Rathauschef Christian Köck unisiono:

Wir haben vergangenen Donnerstag beschlossen, dass Peter Höß als alleiniger Sprecher fungiert.

Daher wolle man sich auch nicht äußern. Höß ist zwar auf dem Handy erreichbar, erklärt allerdings, dass er sich derzeit „in einer Besprechung im Ausland“ befinde, und somit bis frühestens Dienstagabend keine weitere Erklärung zum Köhl-Intermezzo abgeben kann.

Bisher hieß es nur, dass die Bürgermeister, also die Gesellschafter der TTT, und Köhl sich in beiderseitigem Einvernehmen getrennt hätten. Doch vieles deutet daraufhin, dass der 51-Jährige alles andere als freiwillig gegangen ist.

Denn genau drei Monate nach seinem Amtsbeginn ist der Geschäftsführer plötzlich von der Bildfläche verschwunden. Und so tauchen auch hier weitere Frage auf: Hat Köhl weiterhin einen laufenden Vertrag? Was kostet das offensichtliche Besetzungs-Fiasko? Wollen die Bürgermeister mit der Aktion zusätzliche Kosten vermeiden und warten deshalb mit einer Neu-Besetzung des Postens? Antworten gibt es darauf ebenfalls keine.

Maulkörbe wohin man blickt

Bedeckt gibt sich auch der Tegernseer Stadtrat Peter Hollerauer: „Ich habe eine klare Meinung dazu, aber die werde ich nicht öffentlich äußern.“ Sein Stadtrats-Kollege Andreas Obermüller wird dagegen deutlicher:

Für uns ist das Ganze absolut intransparent – man serviert uns dann letztendlich nur die Entscheidung der Bürgermeister. Mir wäre es lieber, wenn damit künftig transparenter umgegangen werden würde, doch das wird wahrscheinlich nicht passieren.

Es sei, so Obermüller weiter, nicht mal klar, wie man die Leistung des Geschäftsführers der TTT überhaupt beurteilt. Für Rolf Neresheimer, Mitglied des Wiesseer Gemeinderates, ist die Informationspolitik zu Köhls Abgang ein Desaster:

Ich habe meine ganzen Infos eigentlich nur von der Tegernseer Stimme, mehr weiß ich auch nicht.

Er verstehe überhaupt nicht, warum Köhl nach so kurzer Zeit gehen musste, bevor er sich überhaupt bewähren konnte. „Er machte so einen modernen, aufgeweckten und motivierten Eindruck. Ich bin sehr überrascht.“

Die richtigen Fragen gestellt?

Köhl, der Fachmann – das hört man von vielen Seiten. Eine Tatsache, die derzeit für die meisten Spekulationen sorgt. TS-Leser Thomas verdeutlicht dies im folgenden Kommentar: „Vielleicht hat er einfach die falschen Fragen gestellt… also die Richtigen… nach Posten, Kosten und Dingen, die bei uns traditionell unter „Is hoid so“ fallen.“

Waren Köhls Vorstellungen wirklich zu modern für die Tal-Bürgermeister? Ging er den Verantwortlichen mit der Digitalisierungs-Offensive auf die Nerven? Musste er weichen, weil einige wenige das so wollten oder weil viele mit ihm nicht konnten? Auch darauf gibt es keine echte Antwort.

Für Max Scheyerl vom Gästehaus Schwaiger in Bad Wiessee ist klar, dass es sich aufgrund der fehlenden Transparenz um einen Rausschmiss handeln muss: „Das dürfte eine sehr kurzfristige Entscheidung gewesen sein, weil wir Vermieter und auch sonst Niemand etwas gehört oder gewusst haben.“

Was denken Sie?

Anders sieht es Ursula Pfefferkorn. Sie vermietet in Kreuth eine Ferienwohnung und glaubt, Köhl sei freiwillig gegangen. Pfefferkorn betont: „Die Bürgermeister verhalten sich wie die Großkönige. Dass ein Mann mit Erfahrung und Wissen das nicht lange mitmacht, liegt doch auf der Hand.“

Josef Hilder vom Gasthof Weidenau in Gmund schildert seine Meinung kurz und knapp: „Das Ganze interessiert mich schlichtweg nicht.“ Grund sei, dass er grundsätzlich nicht viel von der Tegernseer Tal Tourismus GmbH halte: „Die kassieren viel Geld und tun nichts für die Gastgeber.“

Unser Fazit: Viele haben etwas zu sagen, doch kaum jemand äußert sich direkt zu Köhls Rauswurf. Das Wort „Maulkorb“ erlebt in den vergangenen Tagen eine bemerkenswerte Rennaissance. Ist das wirklich Angst vor der „Allmacht“ der Talbürgermeister? Klar ist, dass die Informationspolitik der TTT und ihrer Hauptgesellschafter derzeit im Zentrum der Kritik steht. Und diese dürfte nicht verstummen, solange die Bürgermeister weiterhin so mauern.

Auf Strecke zahlen

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Die Bayerische Oberlandbahn wird pünktlicher. Diese Meldung datiert aus dem Jahr 2014. Doch seither ist wenig passiert, wie aktuelle Zahlen belegen. Nun werden erneut Strafen fällig. Und die summieren sich zum zweiten Mal hintereinander auf knapp 2 Millionen Euro.

Schnee und umgestürzte Bäume, aber auch Weichenstörungen oder kaputte Triebwagen. Die Gründe für die Verspätungen der BOB sind vielfältig / Archivbild

Schnee und umgestürzte Bäume, aber auch Weichenstörungen oder kaputte Triebwagen. Die Gründe für die Verspätungen der BOB sind vielfältig / Quelle: Feuerwehr Dürnbach

Vor allem Probleme mit den Kupplungen der bei der BOB eingesetzten Talent-Züge hatten vor über zwei Jahren massive Verspätungen verursacht. Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) hatte damals bereits Krisengespräche geführt und Strafzahlungen angekündigt. Im vergangenen Jahr musste die BOB zum ersten Mal Strafe zahlen. Damals lag die sogenannte Pönale bei rund 500.000 Euro. Die Pünktlichkeit erreichte in 2014 90,8% – ein Wert, der sich relativiert, wenn man die Zahlen vergleicht.

So bezeichnen die Eisenbahner einen Zug als unpünktlich, wenn er mindestens sechs Minuten Verspätung hat und gleichzeitig nicht komplett ausfällt. In anderen Bundesländern werden die „Regeln“ dagegen deutlich strenger ausgelegt. Dort liege laut BEG die Pünktlichkeitsgrenze oft unter vier Minuten. Nun denke man auch über neue Kriterien für Bayern nach.

Für die BOB bedeutet das im abgelaufenen Betriebsjahr 2015, dass sich zwar die Pünktlichkeit um 0,1% verbessert hat. Die Strafzahlungen jedoch um 200.000 auf 700.000 Euro gestiegen sind. Laut BEG liege das unter anderem an rückläufigen Zugbegleiterquoten. Die Verantwortlichen setzen also zu wenig Personal ein, und verkürzen die Züge, womit diese deutlich voller werden. Die BOB spart also wo es nur geht, investiert aber gleichzeitig auch. So habe sich gleichzeitig die Sauberkeit oder die Funktionalität der Türen „stark verbessert“.

Meridian wird zur Dauerbaustelle

Ein Sorgenkind der Bayerischen Oberlandbahn bleibt weiterhin der Meridian. Die Regionalzüge, die zwischen München und Salzburg sowie nach Kufstein pendeln, waren im vergangenen Jahr nochmal unpünktlicher als im ersten vollen Betriebsjahr 2014. So sank der Wert auf 89,5 %. Als Gründe nennt die BEG vor allem das anfällige Streckennetz. Dort habe es zahlreiche Störungen bei der Leit- und Sicherungstechnik gegeben.

Dazu kamen technische Probleme bei den Fahrzeugen. Die negativen Effekte durch den tödlichen Zugunfall Ende Januar diesen Jahres fließen in diese Zahlen nicht mit ein. Für das letzte Jahr kosteten die Qualitätsmängel am Meridian die BOB alleine 1,1 Millionen Euro. Im Jahr davor waren es noch 1,3 Millionen.

Auch wenn’s eng wird

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Mit großem Aufwand erweitert die Büttenpapierfabrik ihre Gebäude an der Mangfall. Die TS wollte wissen, wieso Inhaber Florian Kohler ausgerechnet am Standort im engen Tal festhält. Und warum er nicht zumindest Teile der Produktion an andere Orte auslagert.

Stephan Treske, technischer Leiter, Florian Kohler, Inhaber und Geschäftsführer und Reiner Schuster, kaufmännischer Leiter der Büttenpapierfabrik Gmund vor dem neuen Firmengebäude.

Stephan Treske, technischer Leiter, Florian Kohler, Inhaber und Geschäftsführer und Reiner Schuster, kaufmännischer Leiter der Büttenpapierfabrik Gmund vor dem neuen Firmengebäude.

Fünf Stockwerke mit 3.500 Quadratmetern Nutzfläche. Das neue Firmengebäude, das der Chef der Büttenpapierfabrik Florian Kohler seit 2012 bauen lässt, hat die Möglichkeiten der Papierfabrik deutlich verbessert. Aufgrund der engen Verhältnisse wurde das Gebäude teilweise über der Mangfall errichtet. Fast wie in Venedig, mussten dafür 90 Säulen bis zu zwölf Meter tief in den Boden versenkt werden. Hinzu kamen 100 Tonnen Stahl und 2.000 Tonnen Beton.

Auch der zweite, etwa halb so große Bauabschnitt, war für Architekt und Baufirmen eine besondere Herausforderung. Alles in Allem ein Aufwand, der an einem anderen Standort wesentlich geringer und vor allem kostengünstiger gewesen wäre.

Warum trotz der zusätzlichen Kosten hier erweitern?

„Im Hinterkopf steckt natürlich immer der Gedanke aus wirtschaftlichen Gründen zumindest einen Teil der Produktion auszulagern“, meint Florian Kohler, Geschäftsführer der Papierfabrik, der bereits in vierter Generation das 1829 gegründete Unternehmen leitet.

Eigentlich sei der Standort inzwischen für eine Papierfabrik viel zu teuer und unwirtschaftlich.

Die Neuen Bundesländer und selbst NRW böten nicht nur günstigere große Grundstücke und Arbeitsbedingungen, sondern auch bessere Unterstützung und Hilfe von Seiten der Kommunen. „Die würden schon was dafür tun, wenn wir kommen würden“, lächelt Kohler. Dort sei vor allem die Wertschätzung gegenüber einem so großen Arbeitgebers wesentlich größer als hier, wo sich alles um den Tourismus dreht und die Leistungen des Produzierenden Gewerbes nicht so wahrgenommen würden.

Das Mangfalltal zeigt sich eng. Direkt daneben die Gebäude der Papierfabrik.

Das obere Mangfalltal ist eng. Direkt daneben die Gebäude der Papierfabrik.

Doch nicht nur der Kostenfaktor lege eine Auslagerung nahe. „Unsere Hauptwertschöpfung liegt nicht in der reinen Produktion von Papierbahnen, sondern in der Entwicklung, dem Design und der Verarbeitung des Papiers“, so Kohler. „Unsere Kunden sitzen in Mailand, New York, Paris, London und München, da würde es durchaus Sinn machen, zumindest mit der Entwicklungsabteilung dort hin zu ziehen und nahe beim Kunden zu sein. Alle anderen großen, starken Namen sind auch dort.“

Auf die Frage, warum er mit der Papierfabrik in Gmund bleibe, hat Kohler in erster Linie eine emotionale Antwort:

Wir sind alle überzeugte Oberlandler und leben gerne hier. Wir arbeiten mit Begeisterung und das merkt man auch am Produkt.

Doch das ist natürlich nicht nur der einzige Grund. „Eine normale Papierfabrik braucht einen riesigen Ausstoß, das können und wollen wir hier gar nicht leisten“, so Kohler weiter. Durch die Spezialisierung könne man ganz andere Preise erzielen. „Nur deshalb können wir uns diesen Standort hier noch leisten.“ Hinzu komme, dass rund 50 Prozent der benötigten Energie durch das eigene Wasserkraftwerk in der Mangfall produziert wird. „Wenn das wegfiele“, befürchtet Kohler, „würde er kritisch für uns werden.“

Oscars und viel Champagner

Dass die Produkte aus Gmund zu den besten der Welt gehören, weiß man nicht erst seit der Oscar-Verleihung. Für diese liefert die Büttenpapierfabrik die goldenen Umschläge, die vor hunderten von Millionen Zuschauern die Gewinner präsentieren.

Noch mehr freut Kohler jedoch, dass die Academy für die Umschläge den vollen Preis gezahlt hat. „Zuerst wollten sie sie wegen des Werbeeffekts die Umschläge kostenlos haben, aber das haben wir abgelehnt.“ Eine Woche später meldeten sich die Verantwortlichen und waren bereit den normalen Preis zu bezahlen.

Doch nicht nur feinste Umschläge, Einladungen und Schreibpapier sind mittlerweile gefragte Produkte aus Gmund. Den größten Teil des Umsatzes machen Papierprodukte für Verpackungen aus. „Wer ein hochwertiges Markenprodukt hat, kann keine billige Verpackung nehmen. Da muss beides zusammen passen“, erklärt Kohler und zeigt, was er beispielsweise für die teuersten Parfum- und Champagnerhersteller liefert.

papierfabrik gmund-2

Entwickelt wird alles zusammen mit dem Auftraggeber: von der Visitenkarte bis eben zu Verpackungen, Katalogen und Grußkarten. „Der Kunde weiß es zu schätzen, dass er direkt vom Hersteller kaufen und seine individuellen Wünsche äußern kann“, schildert Kohler. „Das ist unser großer Vorteil.“

Vor allem die Betriebsführungen führen dazu, dass Gmund-Kunden das Bild vom schönen Tegernseer Tal vor sich haben – und das jedes Mal, wenn sie Produkte in die Hand nehmen. Ein Alleinstellungsmerkmal, den kein Standort im Osten bieten könnte.

Steiniger Weg zum Bergsteigerdorf

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Die Idee von Bergsteigerdörfern stammt aus Österreich. Inzwischen gibt es dort 20 Orte mit diesem Prädikat. Auch Kreuth will die Auszeichnung des Alpenvereins. Doch der will sich noch nicht festlegen.

Derzeit stehen in Siebenhütten nur vier der ehemals sieben Gebäude / Quelle: mein-tegernsee.de

Siebenhütten ist ein Ausgangspunkt für Bergtouren in Kreuth / Quelle: mein-tegernsee.de

Mehrere Ziele hat der Deutsche Alpenverein (DAV) mit dem Projekt Bergsteigerdörfer. In den Orten soll auf technische Erschließungsmaßnahmen verzichtet, alpine Natur und Kultur bewahrt und der naturnahe Tourismus im Bergsport gefördert werden.

Im Mittelpunkt stehen vor allem Bergsportaktivitäten in intakter Natur. Ein Motto, das Ramsau bei Berchtesgaden bereits als Leitlinie mit Erfolg besetzt: Der Ort unweit des Königsees wurde im September vergangenen Jahres Bergsteigerdorf – als erste deutsche Gemeinde.

Einwohnerzahl zu hoch?

Kreuth würde Ramsau gerne folgen, wie andere Bergdörfer auch. „Wir erfüllen bereits sehr viele Kriterien des DAV“, urteilte Josef Bierschneider (CSU) bei der Vorstellung des Projekts im Gemeinderat, der dem Bürgermeister einstimmig folgte. Doch dies war bereits im September 2014. Seitdem stockt das Vorhaben. Es gab sogar schon im Juli vergangenen Jahres einen abschlägigen Bescheid, den man dem Bürgermeister mitgeteilt habe, so Hanspeter Mair vom DAV auf Nachfrage gegenüber der Tegernseer Stimme.

Es ist ein etwas schwieriges Unterfangen. Wir haben das vor Ort schon evaluiert und uns angesehen. Kreuth ist ein Grenzfall.

Mair stellt aber klar, dass die ganze Gemeinde „auf keinen Fall“ ein Bergsteigerdorf werden könne, wenn, dann nur ein Ortsteil. Denn der Ortsteil Weißach erfülle beispielsweise die Kriterien in keinster Weise. Dafür brauche es ein Ortszentrum mit dörflichem Charakter. Es müsse auch eine gewisse Infrastruktur vorhanden sein.

Eine Schutzhütte sei sicherlich mit der Tegernseer Hütte am Roß- und Buchstein gegeben. Probleme aber bereite ihm die stark befahrene Bundesstraße. „Dies muss man nun abwägen. Denn wir können nicht nur die eine Gemeinde sehen, sondern müssen auf die Außenwirkung achten“.

Ist Kreuth ein Bergsteigerdorf? Der DAV ist nicht überzeugt.

Ist Kreuth ein Bergsteigerdorf? Der DAV ist nicht überzeugt.

Doch Bierschneider kämpft unverdrossen weiter, auch gegen den Hemmschuh, Kreuth übersteige mit seinen 3.500 Einwohnern die vom DAV vorgesehene Obergrenze von 2.500 Einwohnern pro Dorf deutlich. „Die Einwohnerzahl ist in der Tat eine Hürde, die es zu überwinden gilt“.

Dennoch gibt es in Österreich Orte mit über 2.500 Einwohnern, die Bergsteigerdorf sind. Dort sind nur Teile des Ortes in die Bewertung einbezogen worden. So etwas schwebt uns auch vor, um die Kriterien zu erfüllen.

Die allermeisten anderen Kriterien würde man bereits erfüllen oder könnte diese nachträglich vorweisen, davon ist Bierschneider überzeugt, nachdem er sich im Februar ein eigenes Bild in der Ramsau machte.

Ramsau als Vorbild

Mit dabei waren Christine Miller von der DAV-Sektion Tegernsee und der inzwischen ausgeschiedene TTT-Chef Stephan Köhl. „Es ging uns vor allem um die Frage, wie das Verfahren zur Erlangung des Siegels „Bergsteigerdorf“ von statten ging, und natürlich hat uns interessiert, wie das Thema im Ort umgesetzt wird und welche Wirkung die Siegelverleihung gehabt hat“, so Bierschneider

Mit Köhl wollte DAV-Mann Mair nochmals im Mai über Kreuth reden. Der Termin sei nun gestrichen worden. Dennoch soll es noch weitere Gespräche geben, zunächst mit Christine Miller von der Sektion. „Denn“, so Hanspeter Mair, „wir haben grünes Licht für weitere Bergsteigerdörfer in den jeweiligen Sektionen“. Dennoch wolle man Bezugsfälle vermeiden. Er möchte auch keine Hoffnungen in die Welt setzen. Mair: „Wir müssen nicht übereinander, sondern miteinander reden. Das ist mir wichtig“.

Adieu, Adolf!

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Vor 83 Jahren verliehen – gestern wieder weggenommen. Adolf Hitler und Paul von Hindenburg wurde die Ehrenbürgerschaft der Stadt Tegernsee aberkannt. Doch warum erst jetzt? Das konnte gestern Abend irgendwie keiner so recht beantworten.

Der Tegernseer Stadtrat musste sich gestern mit einer ungewöhnlichen Angelegenheit beschäftigen.

Der Tegernseer Stadtrat musste sich gestern mit einer ungewöhnlichen Angelegenheit beschäftigen.

Warum wurde Adolf Hitler und Paul von Hindenburg in Tegernsee die Ehrenbürgerschaft nicht schon vor 70 Jahren entzogen? Weil man es schlichtweg vergessen hat. Weil seitdem viel Zeit vergangen ist. Weil man dachte, nach dem Tod erlischt die Ernennung automatisch. Es gibt viele Gründe. Bürgermeister Johannes Hagn will nicht spekulieren. Sein Anliegen: Er will Versäumtes nachholen.

Rund 4.000 Kommunen haben es in Zeiten der NS-Diktatur Tegernsee gleich getan und darüber hinaus häufig noch weiteren bekannten NS-Parteigrößen die Ehrenbürgerschaft zugesprochen. Der Tegernseer Rathauschef erklärte auf Nachfrage der TS vor einigen Wochen:

Nach dem Krieg erfolgte dann der automatische Verlust der Ehrenbürgerschaft für alle rechtmäßig verurteilten Kriegsverbrecher. Das hatte eine Direktive des Alliierten Kontrollrats in Deutschland so festgelegt. Mangels gerichtlicher Verurteilung galt das aber nicht für Hitler und Hindenburg.

Dabei hätten es sich die Tegernseer auch einfach machen können. Wie andere Gemeinden könnte sich die Stadt ebenfalls auf den Bayrischen Gemeindetag beziehen, der die Rechtsauffassung vertritt, dass eine Ehrenbürgerschaft nur auf Lebenszeit gelte und daher mit dem Tode erlischt. Laut dieser Logik müsse man nicht auf die Forderung nach einer Aberkennung der Ehrenbürgerschaft eingehen.

Die Ehrenbürgerschaft auf Lebenszeit gibt es nicht

Dass das vielen Gemeinden dann aber doch zu heikel war, zeigt, dass ein Großteil von ihnen die Aberkennung in einem symbolischen Akt vorgenommen hat. Auch anderen Personen wird die Ehrenbürgerschaft immer häufiger posthum – also nach dem Tod – aberkannt.

So war es beispielsweise auch bei Joseph Goebbels. Rosa Luxemburg hat die Stadt Berlin wiederum posthum zur Ehrenbürgerin ernannt. Die Ehrenbürgerschaft auf Lebenszeit trifft hier mitnichten zu.

Die Straße vom Rathaus Richtung Gmund war nach Hitler benannt - das wurde aber schon 1947 wieder geändert

Die Straße vom Rathaus Richtung Gmund war nach Hitler benannt – das wurde aber schon 1947 wieder geändert

Der Stadtrat war sich in der gestrigen Sitzung jedenfalls einig – die Ehrenbürgerschaft wurde beiden Männern ohne Diskussion aberkannt. FWG-Stadtrat Peter-Friedrich Sieben erklärte:

Ich hätte nie gedacht, dass ich mal über Hitler abstimmen werde.

Gerade in Zeiten wie diesen, wo es Zusammenschlüsse wie die AfD gebe, müsse man ein Zeichen setzen, so der Tenor der Räte. Die nach Hitler und Hindenburg benannten Straßenabschnitte durch den Tegernseer Ortskern wurden schon 1947 wieder in „Hauptstraße“ umbenannt. Damit ist die Ära von Hitler und Hindenburg jetzt auch in Tegernsee ein für alle Mal beendet.

Alkoholfahrt mit CS-Gas

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Drei auf einen Streich: Die Wiesseer Polizei führte gestern Geschwindigkeitskontrollen durch und landete gleich beim ersten Wagen einen Volltreffer. Doch nicht nur zu schnelles Fahren war hier das Problem.

Raserei, Alkohol am Steuer und eine unerlaubte Waffe

Gestern Nachmittag gegen 15:10 Uhr wurde von der Polizeiinspektion Bad Wiessee auf der Bundesstraße in Kreuth, Ortsteil Bayerwald eine Geschwindigkeitsmessung durchgeführt. Gleich beim ersten angehaltenem Wagen wurden die Beamten fündig: Ein 59-jähriger Tegernseer fuhr mit 103 statt der erlaubten 70 Stundenkilometer. Bei der Kontrolle fiel er zudem durch Alkoholgeruch auf.

Der umgehende Test ergab einen Wert von über 1,1 Promille. Der Führerschein des Tegernseers wurde noch vor Ort eingezogen. Doch damit nicht genug: Bei seiner Durchsuchung gab der Tegernseer zudem ein verbotenes CS-Gasspray heraus, welches unter das Waffengesetz fällt. Der Fahrer muss sich nun wegen Trunkenheit am Steuer, einer Verkehrsordnungswidrigkeit sowie einem Vergehen gegen das Waffengesetz verantworten.

Zweiter Fahrer wenige Stunden später

Ein weiterer Autofahrer bekam in Bad Wiessee nach einer nächtlichen Kontrolle Fahrverbot. Der 44-jährige Nürnberger wurde am Mittwochmorgen um 01:05 Uhr mit seinem Ford Mondeo auf Höhe der Spielbank aufgehalten, die Polizisten stellten hier ebenfalls Alkoholgeruch fest.

Auf der Dienststelle ergab der Alkoholtest knapp 0,8 Promille. Die Folge: 500 Euro Bußgeld, zwei Punkte in Flensburg und ein Monat Fahrverbot.


Keks-Brand in Gmund

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Gestern Morgen kam es in einem Gmunder Mehrfamilienhaus zu einem Küchenbrand. Durch einen unglücklichen Zufall brach das Feuer aus. 18 Feuerwehrler der Feuerwehr Dürnbach waren vor Ort, um den Brand zu löschen.

Als die 56-jährige Gmunderin ihre Eigentumswohnung in einem Gmunder Mehrfamilienhaus verließ, ahnte sie nicht, dass sie mit ihrer Tasche den Küchenherd-Regler aktiviert hatte. Weil eine Kekspackung auf der Herdplatte stand, geriet diese in Brand. Über ein gekipptes Küchenfenster zog der Rauch ins Freie. Eine Nachbarin bemerkte den Rauch und alarmierte sofort die Feuerwehr.

Sehr wagemutig verhielt sich auch die Hausverwalterin, die sich noch vor Eintreffen der Einsatzkräfte Zugang zur Wohnung verschaffte und den Herd ausschaltete. Die Freiwillige Feuerwehr Dürnbach war mit 18 Mann vor Ort, um den Brand zu löschen. Wären die Kekse nicht auf der Herdplatte gestanden, wäre wohl auch kein Brand ausgebrochen, erklärt Kommandant Franz Huber.

Nach Angaben der Polizeiinspektion Bad Wiessee wurden keine Personen verletzt, da sich zur Brandzeit nur eine Person in dem Mehrfamilienhaus aufhielt. Der entstandene Brand- und Rauchschaden wird auf 3.000 Euro geschätzt.

Auf Befehl des Führers

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Während sich der Tegernseer Stadtrat nun von der Ehrenbürgerschaft Adolf Hitlers distanzierte, setzt sich wenige Tage später das Olaf Gulbransson Museum mit dem größten Kunstraub aller Zeiten auseinander.

Adolf Hitler und Joseph Goebbels bei der Eröffnung der Kunstausstellung im Haus der Kunst in München

Adolf Hitler und Joseph Goebbels bei der Eröffnung der Kunstausstellung im Haus der Kunst in München

Die Kunsthistorikerin Birgit Schwarz beschäftigt sich seit Jahren in zahlreichen Publikationen mit der Kunst des 20. Jahrhunderts und der Museumspolitik des Dritten Reiches. Zuletzt erschien ihr Buch: Auf Befehl des Führers – Hitler und der NS-Kunstraub. So lautet auch der Titel ihres Vortrages am 17. April im Olaf Gulbransson Museum in Tegernsee. Das Thema gewinnt durch den Fund von 1280 Kunstwerken in der Schwabinger Wohnung von Cornelius Gurlitt vor vier Jahren an besonderer Akualität.

Ein Jahr später wurden weitere Teile der fragwürdigen Privatsammlung in Salzburg beschlagnahmt. Seitdem versucht eine Taskforce zu klären, welche Gemälde in der Zeit des Nationalsozialismus unrechtmäßig erworben oder enteignet wurden. Hitler habe dem größten Kunstraub aller Zeiten nicht nur aus der Ferne zugeschaut und sich dann – wenn schon, denn schon – die besten Stücke für sein geplantes Führermuseum in Linz sichern lassen, beschreibt Schwarz die damaligen Enteignungen.

Größter Kunstraub aller Zeiten

Hitler habe diesen brutalen Raub gelenkt, und er wollte auch nicht nur Linz, sondern die Museen im ganzen Reich ausstatten. Er plante Gigantisches, so die promovierte Autorin und Provenienzforscherin, die an der Universität Wien tätig ist. Ihr Buch habe sie bereits geplant, bevor man von den geheimen Bildern Gurlitts erfuhr. Sie hat sich viele Jahre davor mehrfach in Studien mit Hitlers Vorliebe für die bildende Kunst befasst.

Nun justiert sie die Forschung zur Plünderung von Kunstbesitz in den besetzten Ländern neu, korrigiert diese ausdrücklich. Für sie gibt es nicht den oft zitierten NS-Kunstraub, für sie war es Hitlers Kunstraub. Dies schreibt der Spiegel in einer Sachbuchkritik über Birgit Schwarz, sie erhelle Hitlers Rolle beim größten Kunstraub aller Zeiten, der ein Kernstück seiner Kulturpolitik war.

„Noch furchtbarer, als bisher bekannt“

„Mit dem Anschluss Österreichs 1938 räumte sich der kunstbesessene Diktator das Recht ein, über jedes hochrangige Kunstwerk, das vom Nazi-Staat geraubt wurde, persönlich zu entscheiden“, so Schwarz in einem Vorwort zu ihrem Vortrag. Die Beute sollte auf Museen des Großdeutschen Reiches verteilt werden. In der „Ostmark“ (Österreich) wurde die Verteilung Realität, die Museen erhielten Tausende von Kunstwerken vom „Führer“ geschenkt. Für das übrige Großdeutsche Reich blieb die Verteilung in der Projektphase stecken.

Die in ganz Europa aus jüdischen Kunstsammlungen, kirchlichem Kunstbesitz und Museumbeständen geraubten Kunstwerke standen jedoch in Depots in Bayern und Österreich bereit, so Schwarz. Der Spiegel urteilt über sie: „Schwarz hat recherchiert, und nun zeigt sich: Alles ist einfacher, logischer, größer und furchtbarer als bisher behauptet“.

Höß unter Beschuss

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Alles andere als gemütlich verlief der gestrige Stammtisch der Wiesseer Vermieter. Es hagelte Kritik und Unverständnis über die Informationspolitik der fünf Talbürgermeister in der Causa Köhl. Sprecher Peter Höß hatte einen schweren Stand – sogar bei Freunden.

Vermietertreffen in Bad Wiessee: Bürgermeister Peter Höß, der als Sprecher der TTT in der Causa Köhl agiert, ist unter Beschuss.

Vermietertreffen in Bad Wiessee: Peter Höß, der als Sprecher der TTT in der Causa Köhl agiert, ist unter Beschuss.

Normalerweise nimmt kaum jemand Notiz vom Wiesseer Mieterverein, wenn er seinen monatlichen Stammtisch im Gasthof Post abhält. Aber gestern war alles anders, trotz gleichzeitiger Übertragung des Champions-League-Spiels der Bayern im Nebenraum. Das Thema war brisant, die Stimmung gereizt, als Steffi Erlacher in Vertretung von Bernhard Kaiser bei der Veranstaltung im kleinen Postsaal gleich auf den Punkt kam: das Ende des Arbeitsverhältnisses von TTT-Geschäftsführer Stephan Köhl, der zum 31. März seinen Stuhl räumen musste.

Erlacher verwies auf ein Schreiben Kaisers, der beruflich verhindert war, in dem dieser anmerkte, er sei vom Anruf von Höß am 1. April „kalt erwischt“ worden und habe den Rauswurf Köhl zunächst für einen Aprilscherz gehalten. Denn Höß habe mit ihm als Tourismus-Beirat seine Entscheidung im Vorfeld nicht kommuniziert, auch wenn dieses Gremium keine Entscheidungsbefugnis habe. In die gleiche Kerbe schlug auch Erlacher. Sie könne nicht verstehen, da man Köhl als sehr kompetent und mit guter Außenwirkung empfunden habe, wieso dieser über Nacht gefeuert worden sei.

Schon lange Differenzen mit Köhl

Bürgermeister Peter Höß (Wiesseer Block) bedauerte in seiner Entgegnung, „dass dieser Schritt gemacht werden musste“. Es hätte unterschiedliche Ansichten über die strategische Ausrichtung der TTT gegeben, „und dies betraf nicht nur die Führungsriege sonder auch einige Mitarbeiter. Aber sicher nicht alle Mitarbeiter, das möchte ich ausdrücklich betonen“, so Höß.

Die Entscheidung sei auch nicht spontan gewesen, sie habe sich bereits über viele Wochen abgezeichnet. Doch inzwischen gehe alles seinen Gang, alle geplanten Veranstaltungen würden stattfinden, auch der Tag des Tourismus Ende April. Doch als Höß von seinen letzten Dienstreisen nach Dornbirn und Burgau berichtete, wurde er eindringlich gebeten, sich den zahlreichen Fragen der Vermieter zu stellen. Und die hatten es in sich.

Nur vorgeschobene Gründe

Nachdem Köhl bereits nach drei Monaten wegen Differenzen bei der strategischen Ausrichtung gehen musste, wie sei diese denn bei den Talbürgermeistern? Höß wusste darauf nur als Antwort, dass es das Ziel sei, die Betten im Tal voll belegen zu können. Dies seien doch Ziele, die Köhl wohl auch wollte, kam als Erwiderung, zudem sei die Zeitspanne, in denen der TTT-Chef gekippt worden sei, doch sehr knapp.

Das seien doch alles nur vorgeschobene Gründe für seine Entlassung, war immer wieder zu hören. Mantraartig wiederholte Höß seinen Satz zu den Unterschieden bei der „strategischen Ausrichtung“. Er solle diese doch endlich benennen, wurde Höß ständig aufgefordert. Schließlich habe man doch mit Köhl ein Einstellungsgespräch vor der Vertragsunterzeichnung geführt, wo die differierenden Auffassungen schon hätten klar werden müssen.

Bereits Mitte Januar „kein Konsens“

Dann lässt Höß die Katze aus dem Sack: Bereits Mitte Januar, zwei Wochen nach Köhls Amtsantritt als Geschäftsführer der TTT, sei es zu Meinungsverschiedenheiten mit ihm gekommen. Schon damals habe man „keinen Konsens“ geschafft. Deshalb sei es besser, wenn man sich trennt. Doch was nicht konsensfähig war, wollte Höß partout nicht sagen. Zum Schutz der Persönlichkeitsrechte von Köhl habe man mit ihm Stillschweigen vereinbart. Dies löste breites Unverständnis unter den zahlreichen Vermietern aus. Höß versuchte zu retten, was zu retten war und verwies auf Familien, bei denen es nicht mehr harmoniere. Da mache es dann auch keinen Sinn, gemeinsam weitere Jahre zu verbringen.

Selbst aus den eigenen Reihen kam Kritik. Parteifreundin und Gemeinderätin Birgit Trinkl (Wiesseer Block) wollte von Höß erklärt bekommen, welche strategische Ausrichtung die fünf Talbürgermeister als Gesellschafter der TTT verfolgen, nachdem er schon nichts zu den Differenzen mit Köhl sage. Auf ihre Frage ging Höß nicht ein, Trinkl hakte aber auch nicht nach.

Christian Kausch, inzwischen wiederholt Interimschef der TTT, sagte: „Es wurde sehr viel intern über die Problemstellungen geredet“. Doch welche dies waren, verriet auch Kausch nicht. Über Details zu reden, „das bringt ihnen nichts“. Dem widersprach ein Teil der Anwesenden ganz heftig. Ein Sturm der Entrüstung machte sich im Saal breit. Doch Kausch verwies auf eine Vereinbarung mit Stephan Köhl.

Höß nennt keine Vertragsdetails

Dennoch verriet Höß so viel: wenn sich ein Team nur noch mit Marketing beschäftige und nicht mit dem Gast, dann gehe es einfach nicht. In Schweigen hüllte sich Höß als Sprecher der Talbürgermeister auch zum Vertrag mit Köhl. Er wollte nichts auf den Vorhalt sagen, ob Köhls Gehalt, das er auch von den Vermietern beziehe, noch weiterlaufe, obwohl er doch zum Ende der Probezeit gekündigt worden sei. ein Gastgeber fordert:

Ein Bürgermeister muss so viel Mumm in der Hose haben, dass er sagt, was Sache ist und sich nicht immer nur auf interne Belange rausredet.

Dafür gab’s längeren Beifall. „Wir stellen hier Fragen und bekommen keine Antworten“. Das sei keine Basis für eine Zusammenarbeit. „Als gewählter Bürgermeister müssen sie hier auch mal ihren Mann stehen“. Anastasia Stadler, CSU-Gemeinderätin aus Rottach-Egern und Touristikfachfrau, bekannt dafür, dass sie kein Blatt vor den Mund nimmt, beklagte, dass die derzeitige Situation desaströs für das ganze Tegernseer Tal sei. „Ihr fünf Bürgermeister habt uns in die Hand versprochen, dass wir den Weg vertrauensvoll gehen. Doch was jetzt abläuft, ist für den Beirat frustrierend. Wir sind kein Feigenblatt, lieber Peter, so geht es nicht weiter“:

Über die strategische Ausrichtung der TTT solle man sich wirklich mal Gedanken machen. „Vielleicht ist auch das System TTT Köhl vor die Füße gefallen“, fragte Stadler. Um in der Zukunft besser miteinander auszukommen, sollten sich alle Beteiligten im Tourismus mal an einen runden Tisch setzen,“ so jedenfalls geht es nicht weiter“. Langer Beifall für die engagierte Touristikerin Stadler.

Abrechnungsbetrug im Medical-Park?

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Statt Reha-Patienten suchten heute Vormittag mehrere Kriminalbeamte die Klinik in Abwinkl auf. Zeitgleich durchsuchten vier Fahnder auch das Privathaus des Chefarztes am Breitenbach. Bestätigt wird dies durch die Polizeidirektion Oberbayern und der Staatsanwaltschaft München I. Der Verdacht der Ermittler: Abrechnungsbetrug.

Die Polizei am Medical Park: Es laufen Ermittlungen gegen die Klinik, den Chefarzt und seine Stellvertreter. (Bild: BR.Bartmann)

Die Kriminalpolizei am Medical Park: Es laufen Ermittlungen gegen die Klinik, den Chefarzt und seine Stellvertreter. (Bild: BR.Bartmann)

„Es sind mehrere Polizeibeamte im Einsatz, wir sind in dem Raum an verschiedenen Örtlichkeiten aktiv. Es handelt sich um ein laufendes Ermittlungsverfahren“, erklärt Andreas Guske zu den Recherchen der Tegernseer Stimme. Inzwischen bestätigt auch die Staatsanwaltschaft München I die Durchsuchungen.

Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch: „In einem Ermittlungsverfahren aus dem Jahr 2015 wegen des Verdachts des ärztlichen Abrechnungsbetrugs, das derzeit gegen drei beschuldigte Ärzte geführt wird, werden aktuell mehrere Objekte in Anwesenheit auch von Staatsanwälten unserer Behörde durchsucht, um Beweismittel zu sichern“. Bei den „beschuldigten Ärzten“ handelt es sich offenbar um den Chefarzt und seine beiden Stellvertreter.

Sie sollen ihre Visiten bei Privatpatienten in der Klinik nicht korrekt abgerechnet haben, wie die Tegernseer Stimme aus Ermittlerkreisen erfuhr. Da es sich um den laufenden Vollzug von Beschlüssen des Amtsgerichts München handele und die Aktion zum jetzigen Zeitpunkt nicht abgeschlossen sei, so dass auch nicht feststehe, ob noch Anschlussdurchsuchungen erforderlich sind, könne man zum jetzigen Zeitpunkt jedoch keine näheren Angaben machen, so Ermittler Steinkraus-Koch.

Fahnder in der Medical Park Klinik in Abwinkl.

Fahnder in der Medical Park Klinik in Abwinkl.

Nach weiteren Informationen der Tegernseer Stimme soll auch die Firmenzentrale der Medical-Park AG in Amerang durchsucht werden. Es gehe um den Verdacht des Abrechnungsbetruges, der durch die Anzeige eines Orthopäden ins Rollen gekommen sein soll. Dieser war selbst Patient in der Reha-Klinik und soll sich über seine Rechnung von 136 Euro gewundert haben.

Denn als Arzt sei ihm aufgefallen, dass dies nach der Gebührenordnung der Ärzte eine falsche Abrechnung sei. Er soll daraufhin Anzeige erstattet haben. Noch gehen die Ermittler von einem Anfangsverdacht aus, möglicherweise fördern die Durchsuchungen auch einen systematischen Abrechnungsbetrug zu Tage, ist von der Staatsanwaltschaft zu hören.

Zivile Polizeifahrzeuge vor dem Haus des Chefarztes: Die Kripo macht mit Durchsuchungen ernst.

Zivile Polizeifahrzeuge vor dem Haus des Chefarztes: Die Kripo macht mit Durchsuchungen ernst.

Näheres könne Steinkraus-Koch erst nach der Auswertung der beschlagnahmten Unterlagen äußern. Zunächst aber seien die Patienten die Geschädigten, da es vorerst nur um Privatabrechnungen gehe. Ob es auch um staatliche Beihilfestellen gehen könnte, sei noch ungewiss. Aus dem Medical Park ist lediglich zu hören, dass man mit den Behörden kooperiere und um schnellstmögliche Aufklärung bemüht sei.

Das Bier gehört zu mir …

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„Das Bier gehört zu mir, wie mein Name an der Tür.“ – Oder so ähnlich. In diesem Punkt sind sich die Tegernseer jedenfalls einig – Bier gehört einfach zur bayrischen Lebensart dazu. Heute Abend gibt es Spannendes über die Tegernseer Brauerei zu erfahren.

Heute Abend gibt es im BR spannendes über die Tegernseer Brauerei zu sehen

Heute Abend gibt es im BR spannendes über die Tegernseer Brauerei zu sehen

Bier gehört zum Tegernsee, wie die Lederhosn zum Waldfest. Da sind sich alle Einheimischen einig. Dabei war Bayern einst ein Weinland. Neben der Einführung des Reinheitsgebotes 1516 hat das sogenannte Weißbiermonopol ganz erheblich dazu beigetragen, dass Bayern als Heimat des Bieres gilt.

Mit dem Monopol der alleinigen Weißbierproduktion und des Absatzes betrieb das Wittelsbacher Herrscherhaus Anfang des 17. Jahrhunderts eine gezielte Macht- und Finanzpolitik. Und sanierte so nicht nur den maroden Staatshaushalt, sondern spielte fortan in der obersten Liga der europäischen Königshäuser mit.

Ohne Werbung über die Grenzen bekannt

Die Wittelsbacher sind bis heute dem Bier treu geblieben. Zwei Linien des Hauses betreiben Brauereien. In unserem „Herzoglichen Brauhaus Tegernsee“ braut Herzogin Anna in Bayern ein Bier, das trotz des Verzichts auf Werbung über die regionalen Grenzen hinweg bekannt geworden ist. Prinz Luitpold von Bayern nutzt die Geschichte seiner Ahnen, um seine „König-Ludwig-Brauerei“ in Kaltenberg zu vermarkten und durch Lizenzgeschäfte einen globalen Markt zu erschließen.

Das klingt spannend. Dann heute Abend um 22 Uhr den Bayrischen Rundfunk anschalten. Hier können Sie sich auf eine filmische Reise begeben, die von Taiwan über den Tegernsee in die Vergangenheit des Landes Bayern führt und einen neuen Blickwinkel auf die bayerische Geschichte und Gegenwart gewährt. Dabei bieten die Mitglieder der Familie Wittelsbach einen seltenen Einblick in die sehr persönliche Geschichte des Hauses.

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